: Unterm Strich
Elfriede Jelinek will künftig ihre Stücke nicht mehr in Österreich aufführen lassen und auch keine Interviews mehr in ihrem Heimatland geben. „Der Haß, der mir hier entgegenschlägt, ist nicht ertragbar“, klagte Jelinek in einem am Mittwoch auszugsweise vorab veröffentlichten Interview der Zeitschrift News. „Ich werde mich für lange Zeit aus dem österreichischen Kulturleben zurückziehen.“
Der Anfang ist bereits gemacht. Das neue Jelinek-Stück „Stecken, Stab und Stangl“, das die bis heute unaufgeklärten Morde an vier Roma in der ostösterreichischen Ortschaft Oberwart behandelt, wird nicht am Burgtheater in Wien, sondern – am 12. April – im Hamburger Schauspielhaus uraufgeführt. Als Grund für ihren Entschluß zum Österreichboykott nennt Jelinek unter anderem die Kritik und Ablehnung, die ihrem Stück „Raststätte“ nach der Uraufführung im November 1994 in Wien entgegengeschlagen war.
Außerdem sei sie im letzten Herbst von kaum jemand gegen eine diffamierende Plakatkampagne der rechtsgerichteten Freiheitlichen („Lieben Sie Scholten, Jelinek, Häupl, Peymann, Pasterk ... oder Kunst und Kultur?“) in Schutz genommen worden.
„Ich bin jetzt fünfzig und habe es satt, mich ständig zu engagieren und dafür niedergemacht zu werden“, erklärte die Autorin. Mit ihrem Österreichboykott folgt Jelinek einem großen Vorbild: Der 1989 verstorbene Thomas Bernhard hatte testamentarisch jede Veröffentlichung seiner Werke in Österreich – ausgenommen laufende Inszenierungen wie „Heldenplatz“ – verboten.
Das neue Buch des kolumbianischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers Gabriel Garcia Marquez soll im Herbst unter dem Titel „Notiz einer Entführung“ (Noticia de un secuestro) erscheinen. Der Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch will die deutsche Ausgabe möglichst zeitgleich mit der spanischen herausbringen, wie eine Verlagssprecherin dem epd am Mittwoch auf Anfrage mitteilte. Das Manuskript der mehrere hundert Seiten langen Großreportage über den Drogenkrieg in Kolumbien wird in diesen Tagen erwartet. Garcia Marquez schildert darin eine Serie spektakulärer Geiselnahmen im Jahr 1990, mit denen der inzwischen erschossene Drogenboß Pablo Escobar die Regierung erpreßte und ganz Kolumbien in Atem hielt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen