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Unterm Strich

Noch eine Debatte gefällig? Der US-Schauspieler Marlon Brando hat sich am Freitag in der Larry-King-Show des Fernsehsenders CNN über den Einfluß amerikanischer Juden auf die Kino-Welt geäußert und dabei beklagt, daß dieser Einfluß nicht immer richtig genutzt werde. „Hollywood wird von Juden kontrolliert“, sagte Brando. Weil die Juden in der Geschichte gelitten hätten, sollten sie „ein besseres Gespür für Leute haben, die leiden“, fügte der 72jährige Schauspieler hinzu. Deshalb sei er „verdammt wütend“ auf einige Juden – womit vermutlich einige, eventuell auch wenige Film-Produzenten gemeint sein könnten. Genaueres weiß man jedenfalls nicht, denn von einem Herrn Brando reicht scheinbar selbst dem Talkmaster Larry King solcherart hingegrummelter Stuß, um ihn dann von Nachfragen unbehelligt fortfahren zu lassen: In US-Filmen würden zu häufig ethnische Stereotypen wiederholt, beispielsweise „gefährliche, schlitzäugige Japaner“. Hätte man da nicht die politically gemeinte correctness wenigstens aus Gründen des Selbstschutzes bremsen müssen? Weiterhin betonte Brando mehrfach, daß er die Bereicherung der amerikanischen Kultur durch das Judentum anerkenne. Seine Kinder habe er auf jüdische Schulen geschickt, weil es „die besten“ seien. Er wolle keinesfalls antisemitische Gefühle schüren. Vielmehr sei er der erste, der die Juden aufrichtig loben und sagen würde: „Dankt Gott für die Juden.“ Offenbar gehen in Amerika Rinderwahnsinn und Alzheimer bereits Hand in Hand.

Währenddessen in Europa, noch ein angry old man: Der französische Schauspieler Jean-Paul Belmondo hat den Kinos des Landes vorgeworfen, vor der amerikanischen Filmindustrie „in die Knie zu gehen“ und den französischen Film zu „sabotieren“. Zur Begründung verwies Belmondo am Sonntag in einem Fernsehinterview auf den Film „Desire“ von Bernard Murat, der am kommenden Mittwoch in ganz Frankreich nur in 28 Kinos anlaufe. „Das ist ein Film, der völlig gekillt wird“, sagte Belmondo, der in dem Film mitwirkt. Der französische Kultusminister Philippe Douste-Blazy unterstützte diese Kritik. „Wir führen den gleichen Kampf, den zur Verteidigung des französischen und europäischen Kinos“, sagte er ebenfalls im Fernsehen. Es müsse ein Ausgleich zwischen dem französischen und dem amerikanischen Film geschaffen werden.

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