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Unterm Strich

Mit der Begründung, das Hickhack um die Rechtschreibreform verunsichere insbesondere den noch unmündigen Bürger und stelle darüber hinaus die „Planungssicherheit“ in Frage, hat der Deutsche Philologenverband die vom Spiegel initiierte Kampagne „Großschriftsteller gegen Willkürorthographie“ harsch in seine Schranken verwiesen. Die vorgebrachten Argumente der Prominenten seien überzogen und längst überholt, ganz zu schweigen davon, daß sie zur Unzeit vorgetragen wurden: 10 Jahre hätten die Herren Zeit gehabt, sich in die Diskussion einzubringen, nicht wahr. Des weiteren führe die Systematisierung der Regeln zu einem Rückgang der Fehlerquote bei Schülerarbeiten um bis zu 30 Prozent.

Noch so 'n Lieblingsthema: Buchpreisbindung. Die MdB Freimut Duve und Thomas Krüger greifen erneut in die Duskussion ein und weisen in einer Erklärung vom 17. d.M. darauf hin, daß ein fester Preis „der einzige wirksame Schutz vor der drastischen Reduktion des Buches auf ein Massenprodukt im Kaufhaus“ sei. „Darum ist diese Preisbindung Bestandteil unserer nationalen Kulturpolitik. Auch Bundeskanzler Kohl hat in seiner Rede bei der Frankfurer Buchmesse darauf hingewiesen.“

Stell dir vor, jemand klaut kein Bild, sondern hängt klammheimlich eins dazu – und keiner merkt's! So geschehen im legendären Prado in Madrid, wo ein mit W.F. signiertes, einen Totenkopf zeigendes Werk des 20. Jahrhunderts vier Tage unbemerkt zwischen allerhand flämischen Meistern hing. Im Prado, wo man sich natürlich düpiert und blamiert sieht, schließt man nicht aus, daß ein Journalist das Bild eingeschmuggelt haben könnte, um auf Sicherheitsmängel hinzuweisen. Ein Fall für das Kommando Michael Born?

Die Evangelisierung des Rap schreitet voran. Bis Sonntag findet in Erfurt das bundesweite Jugendkulturprojekt „Rap für Courage“ statt, in dessen Rahmen u.a. ein achtstündiger Tanzmarathon (Break Dance?) unter dem Motto „Alle anders, alle gleich!“ veranstaltet wird. Es werden zwölf „Rap- und Tanzformationen“ erwartet und zwei Musiktheatergruppen, so Sabine Kappelt von der Arbeitsgemeinschaft Spiel der evangelischen Jugend am Donnerstag. Bei den 120 Teilnehmern der Abschlußveranstaltung handelt es sich um „mehrere ostdeutsche Gruppen, darunter Rapper aus Chemnitz, Eisenach und Erfurt“.

Hilde Knef kriegt eine Ausstellung. Das Filmmuseum Potsdam hat so was unter dem Titel „Hildegard Knef – Lebensbilder“ vor. Am 5. Dezember soll Eröffnung sein, als Schirmherren werden Altregisseur Boleslaw Barlog und Brandenburgs Kulturminister Steffen Reiche gehandelt. Diepgen und Stolpe sollen für „einen möglichst ehrenden Empfang“ sorgen, wie Christiane Herzog, Bundespräsidentengattin, es Pressevertretern gegenüber formuliert hat.

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