: Unterm Strich
Nach jedem Kohl-Besuch in Moskau wird über die Rückgabe der in Rußland gelagerten „Beutekunst“ spekuliert. So auch an diesem Wochenende: Die Ankündigung von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), daß bis zum Jahresende die Beutekunst-Frage mit Rußland gelöst werde, könnte nach Ansicht der Stiftung Preußischer Kulturbesitz einen heilsamen Druck auf Rußland bewirken. Da die Frage um die Rückführung nun auf höchster politischer Ebene in Angriff genommen werde, sei von den Verhandlungen einiges zu erwarten, sagte der Sprecher der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin, Wolfgang Kahlcke. „Es ist immer gut, sich in einer solchen Frage eine Zeitvorstellung zu machen.“ Nur so komme Bewegung in die Verhandlungen, sagte Kahlcke. Immer noch hätten die deutschen Museen keine genaue Vorstellung davon, welche und wie viele Beute-Kunstwerke in Rußland lagern. Kohl hatte am Wochenende nach einem Gespräch mit dem russischen Präsidenten Boris Jelzin nahe Moskau angekündigt, daß es in der Frage der Beutekunst in diesem Jahr eine Lösung geben werde. Eine Mehrheit des russischen Parlaments lehnt die Rückgabe der betroffenen Kulturgüter ab.
Ihr habt es gut, Münchner! möchte man angesichts der drastischen Kürzungen im Berliner Kulturhaushalt ausrufen. Trotz allgemeiner Sparwelle und der Schließung kultureller Einrichtungen in manchen Städten ist die Finanzierung der 200 Millionen Mark teuren Pinakothek der Moderne in München auf gutem Weg. Hartwig Garnerus vom Stiftungsrat der Stiftung Pinakothek der Moderne sagte in einem Gespräch mit AP: „Wir werden die vorgesehenen 20 Millionen Mark aus Spenden von Bürgern, aus der Wirtschaft und Industrie zusammenbringen und damit erreichen, daß von staatlicher Seite die restlichen 180 Millionen Mark lockergemacht werden.“ Laut Garnerus, Initiator und Ideengeber der Pinakothek der Moderne, herrscht in München derzeit eine kulturelle Aufbruchstimmung. Er verwies auf das wiedereröffnete und umfassend renovierte Prinzregententheater, das auch zu einem erheblichen Teil von Bürgerinitiativen und privaten Mäzenen finanziert wurde. „Bei den Aktionen für die Pinakothek der Moderne ist seitens der stiftenden Privatleute und Firmen ein starkes Gemeinschaftsgefühl zu beobachten, das weit über Bayern hinausgeht“, meinte Garnerus.
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