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Unterm Strich

Für das in Berlin geplante Denkmal für die ermordeten Juden Europas soll es zwar neue Ideen, aber keinen neuen Wettbewerb geben. Das bekräftigte am Freitag der Berliner Kultursenator Peter Radunski als Sprecher der Auslobergruppe für das Mahnmal. Die Überarbeitung der neun preisgekrönten Wettbewerbsentwürfe für das Denkmal südlich des Pariser Platzes am Brandenburger Tor müsse realisierbare und langfristig tragfähige Vorschläge erbringen. Darum sollten die noch geplanten Colloquien am 14. Februar und 11. April auch Foren für neue Ideen und konzeptionelle Vorgaben sein. Zuletzt hatte man sich am 10. Januar zu einer Anhörung von insgesamt 70 Experten getroffen (siehe taz vom 13.1.). Dabei hatte der Historiker Jürgen Kocka etwa kritisiert, daß sämtliche Entwürfe „dröhnend und monumental“ angelegt seien, ohne einen Ausdruck der Scham gegenüber den Opfern zu zeigen. Der Siegerentwurf von Christine Jakob-Marcks sieht dagegen eine 100 * 100 Meter große Platte mit den eingeritzten Namen aller jüdischen Opfer vor.

Die Auslober – der Bund, das Land Berlin und ein von Lea Rosh geleiteter Förderkreis – verständigten sich inzwischen nach Angaben der Kulturverwaltung auf das weitere Vorgehen und über die Zusammensetzung des am 14. Februar geplanten Colloquiums. An ihm wird unter anderem auch Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth teilnehmen, ferner der Architekt Cornelius Hertling, der Stadtplaner Urs Kohlbrenner und der Stadthistoriker Laurenz Demps.

Einen sehr eigenen, überaus konkreten Beitrag in Sachen Gedenkpolitik hat Horst Hoheisel geplant, dessen Arbeit auf der Seite 1 unserer heutigen Ausgabe dokumentiert wird. Zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz projiziert der Konzeptkünstler heute zwischen 18 und 21 Uhr vom Pariser Platz aus die Inschrift „Arbeit macht frei“ vom Tor von Auschwitz auf das Brandenburger Tor. Damit, so die Erklärung Hoheisels, „werden diese beiden so unterschiedlichen Tore für einige Stunden zu einem Bild zusammengeschoben“. Mit seiner Aktion will Hoheisel noch einmal in den Vordergrund stellen, daß sich die deutsche Identität nicht vom Wissen um den Holocaust trennen läßt: „Ich verstehe die Arbeit als Hinweis, daß die Deutschen sich mit ihrer Täterschaft auseinandersetzen müssen. Yad Vashem liegt nicht neben dem Brandenburger Tor.“

Der deutsche Film „Lea“ von Ivan Fila ist am Samstag zum besten europäischen Film des Jahres 1996 gekürt worden. Die Jury des 24. Internationalen Filmfestivals in Brüssel sprach sich einstimmig dafür aus, „Lea“ den Kristallstern zu verleihen. Der Preis, um den zehn Filme konkurrierten, ist mit umgerechnet rund 250.000 Mark dotiert. Die Jury rühmte den Film „für seine dramatische Intensität“ und seine „künstlerischen Qualitäten“.

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