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Unterm Strich

Das Leben ist ein langer, ruhiger Kreisverkehr, und wenn du eine Weile sitzenbleibst, kommen bekannte Ideen vorbeigetrieben und nicken dir freundlich zu: Der Intendant des Deutschen Theaters, Thomas Langhoff, unterstützt die Idee für ein Nationaltheater in Berlin. Er verstehe darunter ein Nationaltheater im Lessingschen Sinne mit aufklärerischer Wirkung, sagte Langhoff am Sonnabend beim „Tag des Theaters“ in seinem Haus mit großem Publikumsandrang. „Ich finde schon, daß die größte Stadt in Deutschland eine Theaterstätte haben sollte, an der sich viele orientieren können.“ Das wäre ein Theater im klassischen Sinne mit Auftrag und Verpflichtung. Wie es dann genannt werde, sei nicht das Wichtigste. Er verstehe, daß das Wort „national“ bei vielen Menschen aufgrund der Vergangenheit einen falschen und schlechten Klang habe. Eine solches Theater wäre aber seiner Ansicht nach eine gesamtdeutsche Angelegenheit, die von der Stadt Berlin nicht allein unterhalten werden könnte.

Kultursenator Peter Radunski (CDU) will mit Bonn über die Bildung eines vom Bund geförderten Nationaltheater-Verbundes in der Hauptstadt sprechen, wozu vor allem die Staatsoper Unter den Linden, das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt und das Deutsche Theater gehören sollten.

Das Deutsche Theater und die Kammerspiele sowie die kleine Bühne „Baracke“ hatten sich am Sonnabend den ganzen Tag für das Publikum zu einem „Tag des Theaters“ und einem „Fest für die ganze Familie“ geöffnet. Es gab Führungen, Vorstellungen der Werkstätten, kleine Vorstellungsproben, Versteigerungen und Autogrammstunden mit Schauspielern wie Jutta Wachowiak. Der Schauspieler Dieter Mann, Vorgänger von Langhoff im Amt des Intendanten, und „Tagesthemen“-Moderatorin Sabine Christiansen versteigerten unter anderem Masken und Bühnenentwürfe zugunsten des Kinderhilfswerks Unicef.

Neues aus dem Bischofferode der Musik: Im Haus der Suhler Thüringen-Philharmonie haben am Samstag vormittag erneut Gespräche zur Zukunft des Orchesters begonnen. Dabei wollen Vertreter eines Trägervereines und die Orchesterleitung ein Konzept für das noch immer von der Schließung bedrohte Orchester ausarbeiten, das eine finanzielle Sicherung mindestens bis zum Jahr 2002 gewährleistet. Die Musiker hatten am vergangenen Sonntag einen elftägigen Hungerstreik beendet.

Dem neuen Trägerverein, der das Orchester von August dieses Jahres an führen soll, fehlt es jedoch noch immer am Geld. 1,5 Millionen Mark aus Zuschüssen der Stadt und 3,5 Millionen Mark Förderung des Landes Thüringen sind bisher gesichert. Die Differenz zu den mindestens sieben Millionen Mark, die das Orchester pro Jahr benötigt, ist gegenwärtig noch offen.

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