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Unterm Strich

Katholiken auf dem Vormarsch: Die französische Polizei hat am Dienstag morgen in einer beispiellosen Aktion gegen „Kinderpornographie“ rund 800 Wohnungen durchsucht und ebenso viele Verdächtige festgenommen und verhört. Die Razzia begann um 6 Uhr zeitgleich in allen Teilen des Landes sowie in Überseedepartements. An dem Einsatz beteiligten sich 2.500 Beamte. Die Adressen der Verdächtigen hatte die Polizei bei einer Aktion vor einem Jahr sichergestellt. Es ist die Kundenkartei mit den Namen von Abnehmern von Videokassetten, die 1996 entdeckt worden war.

Seit diesem Montag müssen sich 72 Angeklagte vor einem Pariser Gericht verantworten. Bemerkenswert ist, daß es sich bei den „Kindern“ um Jugendliche von 15, 16 und zum Teil sogar 18 Jahren handelt. Aus den französischen Tageszeitungen ist auch nicht zu erfahren, was genau auf den Videos zu sehen war. Aus Andeutungen – beispielsweise der, daß bei einer Razzia im Haus eines Verdächtigen in Bogota ein Torrero- Kostüm gefunden worden war – kann man sich auch vorstellen, daß es sich eher um Posieren als um Pornographie handelt, aber Genaueres braucht man offenbar nicht zu wissen.

Die Initiative war von vier Organisationen ausgegangen, zum Teil Kinderschutzbünden und Sprechern mißbrauchter Kinder, zum Teil von katholischen Familienverbänden. Man wünsche, so war in einer Presseerklärung zu lesen, „ein Exempel zu statuieren und gerade denjenigen, die sich immer als schlichte Konsumenten von Bildern betrachteten, eine deutliche Warnung zu erteilen.“ In der Tat werden alle Beteiligten auf der Anklagebank sitzen, also Kameraleute, Regisseure, Verfielfältiger, Drehbuchschreiber sowie diejenigen, die Annoncen in Zeitungen gesetzt haben, Schauspieler und schließlich diejenigen, auf deren Konto die Verkaufserlöse gelandet sind.

Die Sache war durch einen anonymen Anruf vom Dezember 1994 ins Rollen gekommen, bei der auf eine Anzeige hingewiesen worden war, in der ein Mann versucht hatte, sich mit Minderjährigen zu treffen. Die Polizei fand den Mann und stellte fest, daß er bereits von Interpol als jemand gesucht werde, der mit einem spanischen Pädophilenring korrespondiert habe. In seiner Wohnung, so berichtete gestern die Libération, habe man ein ganzes Arsenalvon Videos, Fotos, Adressenlisten und Spuren eines Thailand-Besuchs gefunden. Außerdem habe man verräterische Zeitschriften wie Gaie France und Complice entdeckt.

Die Ermittler haben gewisse Schwierigkeiten, die in Frage stehenden Jugendlichen zu finden, weil diese in Kolumbien rekrutiert und sich mit falschen Pässen ausgewiesen hatten.

Nebel über Nebel! „Kontakte“ zu „Ringen“? „Jugendliche“, „Kinder“, „Pornographie“? „Verräterische Magazine?“

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