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Unterm Strich

Neues auch in Sachen Beutekunst: Äußerst skeptisch, schreibt dpa, beurteilt der Direktor der Eremitage in St. Petersburg, Michail Piotrowski, den Nutzen einer gemeinsamen deutsch-russischen Stiftung für die umstrittenen Kulturgüter, die Ende des Zweiten Weltkriegs in die Sowjetunion verbracht worden waren. Diese von deutschen Politikern, darunter der bayerische Kultusminister Hans Zehetmaier, ins Gespräch gebrachte Stiftung sei kaum mehr als eine „neue bürokratische Organisation“, die sich mit der schwierigen Frage des Eigentums befaßt, sagte Piotrowski am Dienstag im dpa-Gespräch. Der Leiter der Eremitage dagegen meint, daß „die Museen allein ohne die Politiker diese Probleme viel leichter entscheiden können“. Wenn die Stiftung nach Ansicht des Eremitage- Direktors damit anfängt, alles aus den Museen zu nehmen und mit der „Beutekunst“ ein „bißchen Busineß“ zu machen, dann könne das Vorhaben nicht gelingen. Auch dürften die Kunstwerke und Kulturgüter nicht an einen Platz nach Moskau gebracht werden, „dann wird es kontraproduktiv“. Statt dessen schlägt Piotrowski vor, daß mit den Meisterwerken unter den „Beutestücken“ wechselnde Ausstellungen arrangiert und in Deutschland, den USA, Japan oder anderen Ländern gezeigt werden sollten. Das erlöste Geld könne dann dazu dienen, bedrohte Kunstwerke und Gebäude in Rußland zu restaurieren und in Deutschland junge Künstler zu unterstützen.

Manfred Kanther freut sich auf Berlin, weil er dann ins Jrüne fahren kann. Besonders die Potsdamer Gärten haben es dem geschliffenen Bundesinnenminister angetan. Deshalb versucht er, sich solche Plätze gegenüber bösartigen Investoren oder gar herumziehendem Wagenburgvolk zu sichern – so haben Gärten und Schlösser rund um Berlin laut Kanther eine nationale Bedeutung. Immerhin handle es sich in Hinsicht auf den anstehenden Umzug von Bonn nach Berlin „um eine Art Regierungsgarten“, sagte Kanther am Dienstag bei einem Besuch in Potsdam. Bis zum Jahr 2005 soll das Wiederaufbauprogramm in der „größten deutschen Gartenanlage“ beendet sein. Der CDU-Politiker versicherte, die Potsdamer Kulturlandschaft bleibe „Schwerpunkt der Kulturförderung des Bundes“. Seit 1991 seien für Schlösser und Gärten in Brandenburg 165 Millionen Mark bereitgestellt worden. Schwerpunkt sei dabei die Förderung von Baumaßnahmen gewesen, die vom Bund und Land gemeinsam getragen werden. Gegenwärtig unterhält die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten 65 Baustellen, neben Potsdam auch in Königs Wusterhausen, Caputh und Rheinsberg. Laut Kanther ist es gelungen, die frühere Zweckentfremdung vieler Gebäude wieder zu beseitigen: Aus Militär-Museen wurden erneut Lustgärten in Tradition der Preußenkönige. Oder eben Naherholungsgebiete für die künftige Politprominenz.

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