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Unterm Strich

Jetzt ist also Cindy Sherman an der Reihe. Nachdem Künstler wie Robert Longo, David Salle und Julian Schnabel je ihre erste Hollywood-Produktion hinter sich gebracht haben, kam jetzt diese Woche endlich auch ihr Film in die New Yorker Kinos. Passend zur Eröffnung ihrer neunten Retrospektive, die jetzt im Museum of Contemporary Art in Los Angeles eröffnet hat. Da Cindy Sherman in den späten siebziger Jahren mit einer Fotoarbeit Furore machte, die nicht ohne Grund „Untitled Film Stills“ hieß, lag es ja eigentlich nahe, daß sie es sein mußte, die den Schritt zur Filmregie machte. „Office Killer“, ein knapp 80 Minuten langes Horrormovie, gab über ein Jahr zu wilden Gerüchten und Spekulationen in der Kunst- wie in der Kinowelt Anlaß. Die Verleihrechte wurden von den ursprünglichen Produzenten an Miramax weiterverkauft, wobei Miramax den Starttermin ein halbes Jahr nach hinten verschob.

Von Filmfestivals, auf denen der Film lief, sind gespaltene Reaktionen bekannt. Aber was der einen Seite als Flop gilt, wird der anderen zum Kultfilm, meint jetzt die New York Times. Offenbar läuft die Sache auf deutschen Expressionismus hinaus – wobei die Filmheldin, die Werbefachfrau Dorine, ihre Opfer zerstückelt und die Körperteile zu veritablen Tableaus arrangiert, wie sie von Shermans Fotografien bekannt sind. Noch eine Retrospektive, sozusagen.

An Kultfilmen erproben sich auch andere Talente. Beim Internationalen Festival der Filmhochschulen in München, an dem 37 Filmhochschulen aus 25 Ländern beteiligt waren, gewann „Ku'damm Security“ von Ed Herzog den Spezialpreis des Jurypräsidenten. Der Regisseur und Fassbinder-Kameramann Xaver Schwarzenberger vermachte dem Preisträger ein Foto von seinem Herrn und Meister.

Ebenfalls in München ist heute die Muffathalle Austragungsort von „Flimmern und Rauschen“, dem 15. Festival der jungen Video- und Filmszene in München. Im Wettbewerb um den Jugendfilmpreis präsentieren Filmemacher von 9 Uhr bis in die Nacht 40 Filme und Videos auf einer Großbildleinwand. Der Preis wird direkt nach den Vorführungen verliehen. Der Titel scheint von der taz geklaut zu sein, RTL2 ist der Sponsor. Und verleiht selbst einen weiteren Preis, unter dem Motto „Drugs Suck – Filmregie statt Ecstasy“. Wobei beides zusammen wohl auch geht.

Zusammengekommen sind jetzt auch der Theaterregisseur Peter Stein samt „Faust“-Projekt und die Expo-Gesellschaft in Hannover. Nachdem Stein die Expo kürzlich in einem Interview madig gemacht hat, sei es zu einem „klärenden Gespräch“ gekommen, heißt es. Die mehrteilige Arbeit wird neun Wochen lang im Rahmen der Weltausstellung gezeigt, danach geht es auf Tour. Zehn Millionen Mark hat die Expo- Gesellschaft für die Inszenierung vorgesehen. Ursprünglich hatte Stein 20 Millionen Mark kalkuliert.

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