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Unterm Strich

Dem Bau des seit langem geplanten Horst-Janssen- Museums hat der Rat der Stadt Oldenburg am Dienstag zugestimmt. Die Kommune muß 900.000 Mark von insgesamt elf Millionen Mark Baukosten als Eigenkapital aufbringen. Das Museum soll nicht nur Werke des vor zwei Jahren gestorbenen Hamburger Zeichners beherbergen, sondern darüber hinaus Kunst der Gegenwart präsentieren.

Ob dieser Neubau gut überlegt ist, wenn man nachfolgende Fakten zur Kenntnis nimmt? – Die Besucherzahlen gehen nämlich in deutschen Museen weiter zurück. Vom Rückgang sind vor allem die Museen in den alten Bundesländern betroffen. Das weist eine vom Institut für Museumskunde der Staatlichen Museen zu Berlin jetzt für das Jahr 1996 vorgelegte Untersuchung aus. Im Vergleich zu 1995 gingen die Besucherzahlen um insgesamt 506.610 Besucher (0,6 Prozent) zurück, in die Erhebung wurden 5.040 Einrichtungen miteinbezogen.

Als eine Ursache für die rückläufige Entwicklung wurden steigende Eintrittspreise genannt. Nicht genannt wurde also der beschissene Service, etwa, daß man in Berlin nach fünf Uhr nachmittags in kein Museum mehr reinkommt. Wer also arbeitet, muß sich am Wochenende drängeln oder Urlaub nehmen, um mal in den Hamburger Bahnhof zu gehen. Dort kommt er dann mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen im hauseigenen Café wahrscheinlich leicht auf zwölf Mark. Der Kunst, das weiß man, soll's aber guttun, wenn sie nicht von zu vielen Leuten behaucht wird.

Denjenigen, der diesen neuen Literaturpreis gewinnt, müssen Preise nicht mehr schockieren: Es sei denn der Joseph-Breitbach-Preis selbst. Mit 250.000 Mark dotiert, setzt er für Deutschland neue Maßstäbe. Lange schon bevor er 1998 das erste Mal verliehen, und die Auszeichnung zumindest finanziell den renommierten Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in den Schatten stellen wird.

Laut Professor Clemens Zintzen, Präsident der Mainzer Akademie der Wissenschaften, die den Preis gemeinsam mit der Breitbach-Stiftung betreut, geht der Preis auf das Testament des 1980 verstorbenen Schriftsteller Joseph Breitbach zurück. Wie hoch dessennachgelassenes Vermögen ist, weiß auch die Mainzer Akademie nicht zu sagen. Der 1903 in Koblenz geborene Sohn eines Schulrektors während seines Lebens jedenfalls ein erfolgreicher Autor. Zudem arbeitete Breitbach, der seit 1929 ständig in Frankreich lebte, zeitweise als Vizepräsident eines Warenhauskonzerns. Eine sechsköpfige Jury wird sich im Februar erstmals mit der Kür der Kandidaten befassen. Die Auszeichnung selbst soll am 28. September in Mainz verliehen werden. Zintzen ist sicher: „Gleichgültig wer der Preisträger ist, es wird Kritik geben.“

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