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Unterm Strich

Da sich die exakten Zeilen des hinreißenden Cole-Porter-Songs über die Hitze und Mr. Adam und his madam, die es nicht tun, weil es dafür viel zu heiß ist, einfach nicht einstellen wollen – muß mit eben dieser Hitze zu tun haben, bei der auch das Hirn schlapp macht – ganz andere Wetternachrichten: Die Justus-Liebig-Universität Gießen und im besonderen Prof. Dr. Armin Bunde vom Institut für theoretische Physik tun kund, daß das Wetter sehr viel weniger chaotisch ist als gedacht. Ausgerechnet mit Hilfe der Chaostheorie wurde eine bisher unbekannte Gesetzmäßigkeit im Wettergeschehen aufgespürt.

Dazu wurden die Temperaturdaten von 14 Wetterstationen ausgewertet, die rund um die Welt verteilt sind. Die Forscher fanden eine Regelmäßigkeit im Temperaturverlauf, die sich weder mit den Jahreszeiten noch mit dem Treibhauseffekt oder ähnlichen Effekten begründen läßt. Das erlaubt Tendenzaussagen über das Wetter für einen Zeitraum, der zumindest länger als ein Jahrzehnt dauert. Wäre das Wetter so chaotisch wie es tut, die Wetterkarten müßten jeden Tag neu gemischt werden. Tatsächlich gilt aber, wenn ein Tag sonnig und warm ist, dann ist der folgende Tag mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls sonnig und warm. Morgen wird das Wetter wie heute – jede Prognose muß sich an dieser sogenannten „trivialen Wettervorhersage“ messen lassen. Die eigentliche Kunst liegt also darin vorherzusagen, wann sich die Großwetterlagen ablösen, mit diesem Wechsel allerdings gilt das Wetter wieder als prinzipiell unvorhersagbar.

Profossor Bunde und seine Ko-Autoren haben nun herausgefunden, daß die Neigung des Wetters, einen einmal eingenommenen Zustand beizubehalten, sich auch auf längere Zeiträume auswirkt. Die Physiker werteten Zeitreihen der täglichen Maximaltemperatur aus 14 Wetterstationen aus, wobei die längste Zeitreihe aus Prag kam, mit einer Dauer von 218 Jahren, die kürzeste umfaßte immer noch 55 Jahre. Wenn aus den Temperaturdaten der Wechsel der Jahreszeiten herausgerechnet wurde, blieb immer noch eine leichte Tendenz zur Erwärmung sichtbar. Vermutlich weil um die meisten Wetterstationen im Laufe der letzten ein- bis zweihundert Jahre große Städte gewachsen sind, die generell wärmer sind als das Umland.

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