: Unterm Strich
Ist es einfacher, über Handke zu sprechen, als direkt über den Krieg? Meinungen zum Krieg werden jedenfalls immer häufiger handkevermittelt laut. Nun hat sich auch Salman Rushdie in die lange Liste der Handke-Kritiker eingereiht und dessen Eintreten für Serbien verurteilt. In dem Konflikt sei keine Seite unschuldig, sagte Rushdie am Wochenende in München. Die serbischen Fehler seien aber von einer ganz anderen Größenordnung. „Das nicht zu sehen, ist mehr als ein Fehler.“ Obgleich er Handkes Werke bewundere, sei er froh, daß dessen Äußerungen kaum Wirkung erzielten, sagte Rushdie. Handke solle erst einmal erklären, wo die 200.000 vermißten Kosovo-Albaner sind.
Der Deutsche Bühnenverein hat die Bundesregierung aufgefordert, die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Kunst und Kultur zu verbessern. Außerdem verlangte die Interessenvertretung der Theater am Sonntag in Saarbrücken eine Lohn- und Gehaltspolitik im öffentlichen Dienst, die für Theater bezahlbar bleibe. Der jüngste 3,1prozentige Tarifabschluß bringe viele Theater in große Schwierigkeiten. Die deutschen Theater, die jährlich etwa 37 Millionen Eintrittskarten verkaufen, erhalten im Durchschnitt knapp 85 Prozent Zuschüsse von Ländern und Kommunen. Bei knapper werdenden öffentlichen Kassen würden als erstes oft Tanztheater und Ballett verkleinert oder gar ganz aufgelöst wie in Bochum oder Lübeck. Dies dürfe nicht geschehen, da Ballett und Tanz zu einem Drei-Sparten-Betrieb dazugehörten und auch anderen Theaterbereichen große künstlerische Impulse gäben, betonte der Bühnenverein.
Eklat in Weimar: Der Streit um die Ausstellung „Aufstieg und Fall der Moderne“, der von DDR-Künstlern vorgeworfen wird, ihre Kunst pauschal in einen Kübel mit NS-Kunst zu werfen und sie undifferenziert als Staatskunst wahrzunehmen, ist am Wochenende in Handgreiflichkeiten ausgeartet. Der Direktor der Kunstsammlungen zu Weimar, Rolf Bothe, rief sogar die Polizei ins ehemalige Gauforum. Nachdem der Maler Reinhard Stangl kurzerhand sein Bild in dem Raum mit DDR-Werken abgehängt und mitgenommen hatte, versuchte der Künstler Ralf Kerbach dasselbe, konnte allerdings daran gehindert werden. „Wir müssen nun Anzeige erstatten“, sagte Bothe. In die Lücke, die in der Ausstellung klafft, schrieb er mit Kugelschreiber: „Vom Künstler gewaltsam entwendet.“ Kurator Achim Preiss sagte in seltsamer Verkehrung der Maßstäbe: „Nun ist es zu den Gewaltsamkeiten und Zensurmaßnahmen gekommen, vor denen ich immer gewarnt habe.“ Acht Künstler wollen nun wegen Verletzung des Urheberrechts klagen und einen juristischen Präzedenzfall schaffen. Sie sehen ihre Werke durch die Präsentation verfälscht und entwürdigt.
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