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Unterm Strich

Nicht das sagenumwobene Bernsteinzimmer wurde in der Ukraine entdeckt, aber immerhin: Eine bedeutende, nach dem Zweiten Weltkrieg für verschollen gehaltene Musiksammlung des Komponisten Carl Philipp Emanuel Bach (1714 – 1788) kam in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ans Licht. „Sensationell“, befand die FAZ. Forscher der Universität Harvard, die gemeinsam mit ukrainischen Kollegen der Akademie der Wissenschaften der Sammlung auf die Spur gekommen waren, gaben am Mittwoch in Boston Details ihres Funds bekannt: Die Sammlung, über 5.000 Partituren schwer, enthalte mindestens 500, die der thüringischen Musikerfamilie Bach zugerechnet werden könnten. Darunter seien wichtige Werke von Johann Sebastian Bach, einige persönlich signiert, manche nie veröffentlicht oder gespielt, gab einer der Wissenschaftler, der Harvard-Musikprofessor Christoph Wolff, bekannt. Er kündigte an, die Musikstücke sollten nun für Aufführungen zugänglich gemacht werden. Außerdem äußerte er die Hoffnung, dass die Partituren wieder nach Deutschland gelangen würden.

Nicht verschollen geglaubt war dagegen die Nibelungenhandschrift, die nun zum Verkauf steht. Die um 1200 entstandene Handschrift des umfangreichen Heldenepos, die zu den „national wertvollen Kulturgütern“ zählt und damit vor der Ausfuhr ins Ausland geschützt ist, war bisher im Besitz des Hauses Fürstenberg in Donaueschingen. Doch wer will die Schrift? Das Land Baden-Württemberg hat zwar das Vorkaufsrecht, aber kein Geld. „Es war von Anfang an klar, dass wir aus finanziellen Gründen keine Möglichkeit zum Erwerb haben“, teilte der Stuttgarter Kulturminister Klaus von Trotha gestern mit. Wenn das Nachbarland Bayern bereit wäre, die geschätzten 20 bis 25 Millionen Mark für die Handschrift aufzubringen, sei man daher bereit, auf das Vorkaufsrecht zu verzichten.

Und nun wieder ins Ausland: Albanien hat endlich wieder ein Kino! Wie die Agentur dpa berichtet, wurde in der Hauptstadt Tirana kürzlich mit dem „Millennium Kino“ das erste richtige Lichtspielhaus eröffnet, seit mit der politischen Wende 1991 die letzten staatlichen Kinos dichtmachen mußten und in Lagerhallen, Spielsalons oder Pornokinos umgewandelt wurden. Erstmals kann man nun auch im ärmsten Land Europas westliche Filme wie den US-Film „Die Mumie“, der im Augenblick die Kassen klingeln lässt, im Kino sehen (statt bloß auf Video) – eine verspätete Medienrevolution, denn unter dem kommunistischen Regime waren US-Filme tabu, im Kino liefen lediglich sozialistische Propagandafilme und Historienschinken. Albaniens Filmemacher hoffen nun natürlich, dass in ihrer Heimat auch ihre Filme auf großer Leinwand gezeigt werden. Aber das ist bekanntlich eine ganz andere Frage.

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