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Unterm Strich

Schließungsproblem gelöst – Goethe-Institute unter Denkmalschutz! Bundespräsident Johannes Rau jedenfalls hat anlässlich des 7. Tages des offenen Denkmals in Deutschland die Bedeutung der Denkmalpflege gewürdigt. Auf der zentralen Veranstaltung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Wismar erklärte Rau, Denkmäler stifteten aus lebendiger Tradition Identität. Sie bedeuteten „für die Menschen auch ein Stück inneren Halt – gerade in Zeiten, in denen es einem manchmal vor lauter Wechsel und Wandel beinahe schwindlig wird“. Schön gesagt, das. Bundesweit sind am Tag des offenen Denkmals, der, von Ihnen aus gedacht, gestern über die Bühne gegangen sein wird, nach Angaben der Stiftung in 2.000 Städten und Gemeinden über 5.500 Denkmäler zugänglich. Europaweit beteiligen sich 45 Länder am „European Heritage Day“.

Auch im Bereich Gartenbau wird gefeiert und gewürdigt. Die Engländer sind darin führend. Eine deutsch-englische Gesprächsrunde bildete am Samstag den Abschluss des 3. Internationalen Gartenfestivals der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz. Im Mittelpunkt der Diskussion „Wörlitzer Denkanstöße – Ideen und Erfahrungen aus England“ stand unter anderem die Frage nach der Vorbildfunktion Englands bei der Errichtung des Wörlitzer Parks und des Reformwerks von Fürst Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau. Zusammen mit dem britischen Botschafter in Deutschland Sir Lever soll in der Wörlitzer Kirche auch über die deutsch-englischen Beziehungen in Europa gesprochen werden.

Müller-Marathon in Schwerin: Mit der Komödie „Die Bauern“ hat das Mecklenburgische Staatstheater am Freitagabend die Strecke mit Stücken von Heiner Müller hinter sich gebracht. An drei Abenden hintereinander waren drei Premieren zu sehen, vor den „Bauern“ am Donnerstag „Quartett“, am Mittwoch die „Weiberkomödie“. Am Sonntag waren noch einmal alle drei Inszenierungen hintereinander weg zu erleben. Und zu welchem Behufe? 50 Jahre nach der Gründung der DDR und ein Jahrzehnt nach ihrem Ende will das Theater mit dem Projekt an die Ideale und Widersprüche der untergegangenen Gesellschaft erinnern. „Wir wollen Heiner Müller so verschieden wie möglich zeigen und kein Vorurteil, Müller ist so oder Müller ist so, bedienen“, so Stimmen aus dem Landestheater (du darfst auch Denkmalpflege dazu sagen).

Awards interaktiv! Auch in diesem Jahr können sich die Europäer wieder an der Abstimmung über die Publikumspreise bei der Verleihung des Europäischen Filmpreises 1999 beteiligen. Die Preise werden am 4. Dezember im Berliner Schiller-Theater verliehen. Die Veranstaltung wird in fast alle europäische Länder und in die USA vom Fernsehen übertragen. Filmfans in ganz Europa können ab sofort bis zum 31. Oktober in drei Kategorien abstimmen: Beste Regie, Beste Darstellerin und Bester Darsteller in allen Filmen, die zwischen 1. November 1998 und 31. Oktober 1999 gelaufen sind. Bedingung: Die Kandidaten müssen Europäer sein.

Der Deutsche Film wird im Ausland „praktisch nicht wahrgenommen“, die Branche beschäftigt sich vor allem mit sich selbst und ihren „zahlreichen Profilneurosen“. Zu diesem Ergebnis komme ein Gutachten der Kölner Unternehmensberatung HMR International im Auftrag von Kultur-Staatsminister Michael Naumann, berichtet der Spiegel. Der Umsatz mit dem Export deutscher Kinofilme liege zurzeit unter zehn Millionen Mark im Jahr. Abgesehen von dem „einmaligen“ Sonderfall „Lola rennt“ mangele es dem deutschen Film an „Aktualität, Hipness, Erotik oder sonstigen Eigenschaften, die ihn als zeitgemäßes Produkt auszeichnen könnten“. Aber warum funktioniert der Spiegel dann noch?

Das Letzte: Ein Mann namens Meinrad Spinner hat St. Exupérys „Der kleine Prinz“, nachdem das Werk bereits in mehr als 100 verschiedene Sprachen, Mundarten und Dialekte übersetzt wurde, ins Bayrische übertragen. „Der kloa Prinz“ heißt jetzt der Titel, eine seiner Botschaften: „Aaf wos's okimmt, dees sehgt ma net mit de Augn“ (“Auf was es ankommt, das sägt man nicht mit den Augen“, harhar). Die Verlegerin heißt übrigens Michaela Naumann.

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