piwik no script img

Unterm Strich

Rund hundert Dichter und Schriftsteller aus allen fünf Kontinenten haben am 21. Dezember einen offenen Brief an den Präsidenten Uruguays, Julio María Sanguinetti, geschrieben und ihn gebeten, sich dafür einzusetzen, das Schicksal von María Claudia Irureta Goyena und ihres in Haft geborenen Kindes aufzuklären. Die Ende Dezember 1976 in Montevideo verschwundene Frau und ihr neugeborenes Kind sind die Schwiegertochter und das Enkelkind des bedeutenden argentinischen Dichters Juan Gelman.

„Herr Präsident, in annähernd drei Monaten endet Ihr Mandat. Als Oberbefehlshaber der Streitkräfte Uruguays sind Sie befähigt und befugt, unverzügliche Nachforschungen darüber anzustellen, was einige Militärs in Ihrem Land seit nun schon 23 Jahren eifrigst verheimlichen. Fast drei Monate sind ausreichend, damit ein Staatspräsident seine Fähigkeit vor allen – und vor der Geschichte – zeigt, die Folgen eines Verbrechens aufzuklären, das er nicht beging“, schreiben die Schriftsteller, darunter die drei Literaturnobelpreisträger Günter Grass, Seamus Heaney und Wole Soyinka, und sie fordern vom Präsidenten, „eine gründliche Untersuchung anzuordnen und uns mitzuteilen, wo sich die Schwiegertochter und das Enkelkind von Juan Gelman befinden“. Unter anderen unterzeichneten Hans Magnus Enzensberger, Ernst Jandl, György Konrád.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen