Unterm Strich:
„Ist Karneval?“ Die junge Frau mit Kinderwagen, die am Samstagmorgen bei strömendem Regen in die Oldenburger Innenstadt eilt, wundert sich: Martin Luther, imposantes Denkmal in einer Turmnische über dem Hauptportal der Lambertikirche, trägt eine rot-gelb leuchtende Gesichtsmaske. „Jumping Orange“ nennt der New Yorker Videokünstler Michael Ballou die ins Auge springende Farbe der lackierten Gipsmasken, mit denen er dem Reformator und sieben weiteren Oldenburger „Säulenheiligen“ am Samstag ihr offizielles Gesicht genommen hat.
Mit den maskierten Denkmälern erstellt Ballou einen Beitrag für die Ausstellung „Reality Checkpoint – Körperszenarien“ in dem am Wochenende eröffneten „Haus für Medienkunst“. In ihr präsentiert die Stadt Oldenburg internationale Avantgardekünstler. Der 1952 in Iowa geborene Michael Ballou, der zurzeit als Stipendiat der Philip-Morris-Stiftung in Berlin lebt, ist der prominenteste. Mit seiner Super-8-Kamera beobachtet er die Absurdität des Alltags, inszeniert in seinen Kurzfilmen durch Verfremdungen Komik.
Sechs Wochen sollten die Denkmäler des Philosophen Karl Jaspers, der Frauenrechtlerin Helene Lange oder des Pädagogen Johann Friedrich Herbart – alles geborene Oldenburger – die Masken behalten. Doch am Sonntag stellte sich heraus, dass Diebe die Masken in der Nacht entwendeten.
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