Unterm Strich:
Die renommierte Hochschule für Film und Theater im zentralpolnischen Lodz prüft derzeit die Gründung einer Außenstelle in Deutschland oder Österreich. Ohne „Berlin“ zu sagen, wird man dabei wohl schon gar nicht mehr beachtet, auch nicht in Polen: Vor allem die Hype-Hauptstadt sei als „kulturelles Zentrum“ der Wunschstandort der polnischen Filmemacher. „Wenn es klappt, sollte die Filiale in Berlin oder Wien entstehen“ sagte Hochschulrektor Henryk Kluba. An der Außenstelle der Hochschule könnten ausländische Studenten in die Spuren von Andrzej Wajda und Roman Polanski, beides Absolventen der „Filmowka“, treten, aber im „kulturellen Zentrum“ Berlin. Wo da der Zusammenhang ist? Hauptsache Hauptstadt, Mitte und Medien.
Und weiter geht’s mit dem „Ehrenpreis Berlin“ der 35. Goldenen Kamera, die Preisträger sind „Künstlerinnen und Künstler, deren Karrieren und Werke untrennbar mit Berlin und seiner Geschichte verbunden sind. Jeder für sich und alle gemeinsam erfüllen sie die Hauptstadt mit ihrer Schaffenskraft“ Da kann man Hildegard Knef, Brigitte Mira, Harald Juhnke u. a. nur gratulieren. Wundersamerweise kommen die übrigen Goldenen Kameras ohne Berlin aus, man kümmert sich lieber um die Glaubwürdigkeit im Fernsehen: Herlinde Koelbl wird in dieser Kategorie für den Film „Spuren der Macht“ ausgezeichnet. Mehr Preise gehen an: Marcel Reich-Ranicki, Echt, Sabrina Setlur, Wim Wenders, Sophie Marceau und George Clooney.
Den mit 20.000 Mark dotierten Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg teilen sich in diesem Jahr die Lyriker Oswald Egger und Hendrik Rost. Egger erhält den Preis für die Gedichtbände „Herde der Rede“ und „Der Rede Dreh“. Rost erhielt die zweite Hälfte des Brentano-Preises für seinen 1999 erschienen Band „Fliegende Schatten“. Ganz ohne Berlin.
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