Unterm Strich:
Bahnt sich da eine transalpine Männerfreundschaft an? Er sehe keine „braune Revolution“ in Österreich, nein, er empfinde sogar eine gewisse Sympathie für den Rechtspopulisten Jörg Haider, gestand der bayrische Dramatiker Franz Xaver Kroetz. Was Kroetz dem Wiener Nachrichtenmagazin Profil in einem Interview zu Haider äußerte, das kolportierte die SZ bereits zum zweiten Mal. Denn es ist schon erstaunlich, was der Dramatiker, dessen neuestes Stück von Klaus Peymann heute im Berliner Ensemble uraufgeführt wird, so sagt.
Etwa: Eine Ausgrenzung Haiders steigere nur dessen Attraktivität. Die Menschen in Österreich liefen nicht den Nazis nach, wie immer behauptet werde; sie sehnten sich nur nach Veränderung und Haider habe eben den Bonus der Opposition. Und: Kroetz würde hundertmal lieber mit Haider ein Bier trinken gehen als mit Schüssel. „Den find ich ätzend. Da ist der Haider doch sympathischer.“ Auch für Helmut Kohl empfand Kroetz „einen kurzen Moment“ Respekt. „Der Mann, habe ich gedacht, verteidigt nun gegen alle Widerstände seine Ganovenehre und verrät seine Freunde nicht.“ Woher diese Töne?, fragt sich die Süddeutsche. Liegt’s an Kroetz’ DKP-Vergangenheit, die zum Rechtsruck verführt, oder ist es eine Frage des Alters? Wir deuteln weiter: Schlägt da bayrische Burschikosität durch? Oder ist’s schlicht der Ganove im Künstler?
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