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■ Unterm Strich

Das ist doch eine schöne Sache, wenn Peter Turrini meint: „In Österreich zu sterben heißt eigentlich, dass man in Berlin ziemlich schön auferstehen kann.“ Der Aphorismus ist im Spielplan-Anzeiger des Berliner Ensembles nachzulesen, wo auch Elfriede Jelinek schreibt, dass Claus Peymanns Abgang aus Wien ein Sieg Haiders und der Krone sei: „Um Peymann zu ehren, werde ich meine Uraufführungen nur noch ihm anvertrauen.“ Gegebener Anlass dieser Stellungnahmen war die Lesung der „Weltkomödie Österreich“. Gemeinsam mit seinem Dramaturgen Hermann Beil trug Peymann am Freitag- und Sonntagabend im Theater am Schiffbauerdamm diese aus dem 5,6 kg schweren Wälzer vor, der noch einmal ihre „13 Jahre Burgtheater 1986–1999“ in Erinnerung rief, unter anderem mit Texten von Thomas Bernhard, Peter Handke, Elfriede Jelinek, Peter Turrini und eben auch – Jörg Haider.

Der frühere Direktor des Wiener Burgtheaters hat sich bisher jeder Stellungnahme und jedes Interviewwunschs zur Regierungsbeteiligung von Haiders FPÖ in Wien enthalten. Stattdessen zitierte er jetzt nur eine Haider-Äußerung von 1988, wonach die Freiheit der Kunst dort aufhöre, wo die „subventionierte Staatsbeschimpfung“ anfange. Außerdem hielt er ein FPÖ-Wahlplakat hoch, auf dem es hieß: „Lieben Sie Jelinek, Peymann oder Kunst und Kultur – Freiheit der Kunst oder sozialistische Staatskünstler?“

Die „tollste Komödie aller Zeiten“ sei Österreich, zitierte Peymann seinen langjährigen „Hausheiligen“ Thomas Bernhard mit dessen Hassliebe zu Österreich. Zeitungen veröffentlichten hier immerhin Peymann-„Nachrufe“ wie diesen: „Wenn Peymann nächstes Jahr, gottlob, die Burg verlässt, dann braucht es wohl noch eine Weile, bis die Bretter wieder blank und sich verzogen der Gestank.“

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