Unterm Strich:
Architektonisch scheint die neue Bibliotheca Alexandrina ein beeindruckendes Bauwerk zu sein. Das prächtige Gebäude soll an die erste Bibliotheca Alexandrina anknüpfen, die von Ptolemäus I. im dritten Jahrhundert vor Christus gegründet wurde und die wahrscheinlich einige Jahrhunderte später bei kriegerischen Auseinandersetzungen in Brand gesetzt wurde. Der vor einigen Wochen fertig gestellte Bau, der ganz in der Nähe vom Standort der antiken Bibliothek von Alexandria liegt, hat allerdings einen kleinen Schönheitsfehler: Bislang liest noch keine Menschenseele in diesem Tempel der Bücher. Die Eröffnungszeremonie steht immer noch aus, der ursprüngliche Termin im April wurde mit einem Hinweis auf die kritische Lage im Nahen Osten verschoben. Inzwischen ist aber der kommende Oktober als möglicher neuer Termin für die Eröffnung im Gespräch.
Nur gut, dass wir trotzdem wissen, was wir in der Zwischenzeit lesen sollen: Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki gibt – endlich! – einen fünfteiligen Kanon mit den wichtigsten deutschsprachigen Büchern im Bereich der Belletristik heraus. Mit der tatkräftigen Unterstützung von sechs deutschen Verlagen unter der Federführung des Frankfurter Suhrkamp Verlags rät Marcel Reich-Ranicki uns unter anderem zur Lektüre von Fontanes „Effi Briest“, von Thomas Manns „Buddenbrooks“ und „Zauberberg“ und von Alfred Döblins „Berlin Alexanderplatz“. Der Band über die wichtigsten Romane macht mit diesen überraschenden Empfehlungen den Anfang der Reihe, später sollen vier weitere Teile mit den Gattungen Drama, Lyrik, Erzählungen und Essay folgen. Unter diesen Umständen kann man sich in Alexandria ja tatsächlich noch ein bisschen Zeit lassen.
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