Unterirdische CO2-Speicherung: Guttenbergs "Herzensthema"
Der CSU-Wirtschaftminister bekennt sich zum Kampf gegen den Klimawandel. Doch dabei setzt er vor allem auf die umstrittene unterirdische CO2-Speicherung.
BERLIN taz Seit Februar ist er im Amt, am Dienstag äußerte sich CSU-Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg erstmals zu der Frage, wie er sich den Kampf gegen den Klimawandel vorstellt. Der Bundesverband der Deutschen Industrie lud ein zur Veranstaltung: Klimaschutz in der Rezession - jetzt nicht mehr oder jetzt erst recht? Guttenbergs Antwort: "Für mich ist Klimaschutz ein Herzensthema." Ökologie und Ökonomie seien nicht gegeneinander auszuspielen.
Umweltschützer trauen Guttenberg nicht. Karsten Smid, Klimaexperte bei Greenpeace, sagt, derzeit würden "zig Milliarden für alte statt für zukunftsweisende Technik" ausgegeben. Das sieht Guttenberg anders: "Wir als Bundesregierung bringen neue Technologien auf den Weg." Sein Beispiel: die unterirdische Verklappung von Kohlendioxid. Energiekonzerne wollen das Treibhausgas, das bei der Verbrennung von Kohle entsteht, einfangen und in der Erde versenken. Experten sprechen von Carbon Capture and Storage, kurz CCS. Das sei "eine der spannendsten Ideen", findet der Bundeswirtschaftsminister. Umweltschützer Smid indes meint, CCS komme "zu spät und zu teuer". Unter dem Vorwand, Kohlendioxid lasse sich irgendwann einfangen, bauten die Energiekonzerne weiter Kohlekraftwerke, statt auf Ökoenergie umzusteigen. Tatsächlich setzt die Industrie große Hoffnung auf CCS, ausgereift ist die Technik nicht.
Vattenfall will in Brandenburg eine Demonstrationsanlage bauen, eine Milliardeninvestition. Allerdings drohte das Unternehmen in dieser Woche via Financial Times Deutschland, das Projekt zu stoppen. Der Grund: Ein "Gesetz zur Regelung von Abscheidung, Transport und Ablagerung von Kohlendioxid" steckt in der Ressortabstimmung fest. Die Mitarbeiter Guttenbergs streiten sich mit Kollegen aus dem SPD-geführten Umweltministerium über Formulierungen. Guttenberg will, dass der Staat 20 Jahre nachdem ein Konzern seinen CO2-Speicher geschlossen hat, die Verantwortung übernimmt. Gabriel findet, dass der Staat erst nach 100 Jahren die Haftung übernehmen sollte.
Die Verabschiedung des Gesetzes im Kabinett wurde schon einmal verschoben. Heute steht es eigentlich wieder auf der Tagesordnung. Doch am Dienstag verhandelten noch immer die Staatssekretäre. "Das kann bis in die Nacht gehen", so eine Beobachterin. Guttenberg machte seine Vorgabe am Dienstag noch mal klar: CCS müsse "für die Industrie machbar" bleiben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Angriffe auf Neonazis in Budapest
Ungarn liefert weiteres Mitglied um Lina E. aus
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Im Gespräch Gretchen Dutschke-Klotz
„Jesus hat wirklich sozialistische Sachen gesagt“