: Unter dem Strich wartet der Abstieg
■ Der HSV versemmelt beim 1:1 zwei Elfmeter und zwei Punkte gegen den 1. FC Köln
Nach nur fünf Sekunden hatte der Hamburger SV seine spielerischen Mittel ausgeschöpft und das taktische Konzept offen gelegt: Nach kurzem Zögern drosch Abwehrchef Andrej Panadic einen langen Ball auf Angreifer Erik Meijer. Dieser wusste die zumeist ungenauen Anspiele kaum zu kontrollieren. Derartiges wiederholte sich insbesondere im ersten Durchgang ungezählte Male. Mehr fiel dem HSV selten ein.
Zunächst war es wie früher, wenn der 1. FC Köln im Volksparkstadion gastierte. Die Hamburger Fans skandierten „Fortuna!“, die Anhänger aus dem Rheinischen ärgerten mit „St. Pauli!“ zurück. Auf dem frisch verlegten Grün zeigten die Platzherren im ersten Abschnitt immerhin zweimal Ansätze von Torgefährlichkeit, als Mehdi Mahdavikia nach zehn Minuten an die Latte köpfelte und Bernd Hollerbach (34.) aus 18 Metern an den Außenpfosten zielte. Die Kölner waren kaum durchschlagskräftiger, außer in der 19. Minute: „Der perfekte Konter“, wie FC-Coach Ewald Lienen später schwärmte. Nach Flanke von Markus Kreuz durfte der völlig allein gelassene Miroslav Baranek per Flugkopfball zum 1:0 Maß nehmen.
Die zweite Hälfte indes „war eine der besten in dieser Saison“, lobte HSV-Trainer Frank Pagelsdorf. Dass er sich nicht so richtig über „die Leidenschaft und den Einsatz“ freuen konnte, lag an der Abschlussschwäche des Tabellendreizehnten. Selbst elf Meter waren an diesem Tag zu weit: Nach Foul von Sichone an Marek Heinz (51.) scheiterte zunächst HSV-Keeper Hans-Jörg Butt mit seinem unplatzierten Strafstoß an Torwart Markus Pröll. Als Pröll dann noch den heranfliegenden Niko Kovac im Luftkampf umboxte (69.), zeigte Schiedsrichter Keßler erneut auf den Punkt. Dieses Mal blieben die schon längst zum Kult gewordenen „Butt“-Rufe aus. Der Schlussmann wäre ohnehin zwischen seinen Pfosten geblieben und Sergej Barbarez durfte ran. Das Resultat: Platziert traf der Bosnier den Innenpfosten.
Nur sechs Minuten später jubelten die Rothosen dann doch noch. Barbarez machte mit einem Kopfball aus vier Metern seinen 19. Saisontreffer perfekt. Kurz vor Ultimo wurde dann auch noch Volleyball gespielt, als Kölns Alexander Voigt einen von Kovac deutlich hinter die Torlinie gestocherten Ball wieder ins Feld zurückpritschte. Gesehen hatten es alle, nur die Unparteiischen nicht.
Für die Zukunft votierte HSV-Vorstandschef Werner Hackmann daher entweder für den „Fernsehbeweis oder bessere Schiedsrichter“. Trainer Pagelsdorf hielt fest, dass „immer noch fünf Zähler zum sicheren Klassenerhalt fehlen und der Punkt unter dem Strich zu wenig“ war. Da hat er Recht. Denn unter dem Strich wartet der Abstieg.
Oliver Lück
HSV: Butt – Ujfalusi, Hoogma (85. Bester), Panadic – Groth, Kovac, Hollerbach, Barbarez – Mahdavikia, Meijer, Heinz
Köln: Pröll – Sichone, Baranek, Bulajic, Voigt – Scherz, Dziwior, Lottner (89. Cichon), Springer – Timm (90. Kurth), Kreuz (90. Donkow)'
SR: Keßler (Höhenkirchen)
Z.: 50.029
Rote Karte: Baranek wegen groben Foulspiels (85.)
Bes. Vorkommnisse: Pröll hält Foulelfmeter von Butt (53.), Barbarez schießt Foulelfmeter an den Pfosten (71.)
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