Unter Aufsicht: Verfolgt im Park
Planten un Blomen ist ein Lieblingspark – ich nutze ihn zum Weintrinken oder Laufen. Eigentlich kann ich direkt von meiner Wohnung am Rande der gelben Sicherheitszone, die zum G-20-Treffen eingerichtet werden wird, loslaufen, quer durch die dann rote Zone in den Park gelangen, eine Runde drehen und zurückkommen. Noch verbietet mir das niemand, aber spätestens seit mir einer der rund um die Uhr vor den Messehallen postierten Polizisten, an denen ich ja nun immer vorbei muss, den I-like-Daumen entgegenreckte, habe ich da einfach keine Lust mehr zu.
Kommt ja häufiger vor, dass sich Leute zu einem Kommentar bemüßigt sehen, wenn man an ihnen vorbeirennt. Aber normalerweise kann ich ja reagieren, wie ich es für richtig halte. Auf ein „Hopp hopp“ zum Beispiel mit “Halt die Fresse“. Auf einen Daumen mit einem Mittelfinger. Das geht bei den Uniformierten aber eben nicht, kann man sich ja ausmalen, was passiert. So schnell kann ich nicht rennen.
Also fahre ich jetzt mit dem Fahrrad die paar Hundert Meter zum Park, parke meist am Eingang gegenüber des Fernsehturms und laufe los. Gerade vormittags – Sonne, Blumen, grüne Wiesen, Frieden. Aber seit ein paar Tagen ist auch das vorbei, denn die Polizei fährt mit ihren Autos durch den Park. Nicht mal Fahrräder dürfen hier fahren! Aber den PolizistInnen ist es offenbar nicht zuzumuten, sich ohne Auto irgendwohin zu bewegen.
Erst steht plötzlich ein Polizeiauto auf jener sanft zum Wasserlauf abfallenden Wiese, die an das Untersuchungsgefängnis an der Holstenglacis angrenzt. Als ich es bemerke, rollt es langsam rückwärts davon und verschwindet aus meinem Blick. Und wenige Tage später kommt mir ungefähr auf Höhe des Minigolf-Platzes eine Polizistin mit blondem Pferdeschwanz entgegen, die ihren Mannschaftswagen Gassi führt. Der Wagen hält sich immer brav einen halben Schritt hinter ihr. Es ist albern, aber ich bin nicht ausgewichen, bin einfach stoisch auf dem schmalen Fußweg mit dem hellen Schotter weiter geradeaus gelaufen, sodass Frauchen anhalten und ihr Wagen an die Seite fahren musste. Der Frieden ist vorbei. IlkIlka Kreutzträger
Der G-20-Gipfel findet längst statt. Im Alltag der Karoviertel-Bewohner. Die erzählen hier, was sie beobachten.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen