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Unsingbar gesunken

■ Die Hörbar im Hamburger Hafen

Wie schade, daß die taz nicht das Goldene Blatt ist: Dann ließe sich über die von der Hörbar organisierten „Barkassenfahrt zur Förderung experimenteller Musik“wie über einen Hofball berichten. Immerhin war bei dieser Barkassenfahrt durch den Hamburger Hafen die Créme de la Créme der Hamburger Experimentalmusik-Szene versammelt, und wer wollte nicht schon immer mal wissen, was Asmus Tietjens so photographiert und weshalb Malte Steiner das Dock 6 interessanter als Dock 5 findet.

Nur daß es eigentlich um etwas anderes gehen sollte. Die Hörbar hatte sich nämlich vorgenommen (und allen anderen versprochen), die Barkasse mit Außen- sowie Unterwassermikrophonen auszustatten, die so gewonnenen Geräusche verschiedenen Manipulationen zu unterwerfen und damit der Industrieästhetik des Hafens noch eine weitere Facette hinzuzufügen. Daraus wurde leider nichts, denn das Unterwassermikrophon stellte sich als zu leise heraus. Desweiteren fand sich niemand dazu bereit, mit dem zugegebenermaßen kläglichen Material wirklich herumzuexperimentieren. Zuletzt ist, auch das muß man zugeben, der Hafen über weite Strecken akustisch ebenso langweilig wie er aussieht. Es reicht, möchte man Soundenvironments schaffen, eben nicht aus, wahllos durch die Sunde und Schleusen zu schippern.

Als inzestuöses Picknick war der Abend sicher ein Erfolg: Blendend amüsierte man sich beim schwunghaften Syntheziser-Handel. Dem nicht zum inner circle gehörenden Publikum gegenüber zeigte die Hörbar jedoch erstaunlich wenig Respekt: Wenn man es wagt, 70 Leute für teuer Geld und drei Stunden ihrer Zeit auf einem Boot festzusetzen, ist die komplette Desorganisation nicht mehr charmant, sondern nur noch hochmütig.

Matthias Anton

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