: Unseriöser Deal Sparkasse/Theater
■ Haushaltsausschuß will für Karten-Vorverkaufs-Computer keinen Pfennig aus dem Staatssäckel verschwenden / Theater-Direktor nahm Ungereimtheiten des „Ticket-Service-Center“ mit in den Urlaub
Noch vor zwei Wochen war zumindest für den Theater-Direktor Dünnwald die Sache klar: Der Computer kommt, erklärte er mit fester Stimme. Die Idee hatte er zusammen mit der Sparkasse ausgeheckt: Der Vorverkauf von Veranstaltungskarten aller Art soll on-line über Computer abgewickelt werden. Das Theater könnte davon profitieren, an dessen Vorverkaufs -Kasse sich Tag für Tag lange Schlangen bilden. Dieses System ist seit langem modernisierungsbedürftig. Und die Sparkasse könnte davon profitieren, wenn in ihren Filialen im Bremer Raum Bildschirme an das „Ticket-Service-Center“ (TSC) angeschlossen werden - auch in entlegenen Winkeln der Stadt könnte die Kasse mit den schlechten Sparzinsen so „Vorverkaufsstelle“ spielen und Kundschaft in die Schalterhallen locken.
Auf Drängen der Sparkasse war der Theater-Direktor zum Geschäftsführer der Ticket-Service-GmbH gemacht worden, der
Unternehmensberater hatte einen amerikanischen Comuter „Ticket Master“ empfohlen, alles schien klar - nur die Stadthalle zögerte noch. Und ohne Stadthalle „rechnet“ sich die Invesititon der TSC-GmbH nicht. (vgl. taz 24.6.) So beharrte die Computer-Firma gestern nur noch ein wenig zugeknöpft darauf, daß sie das Gerät termingerecht liefern könnte, falls das gewünscht wird - allein der Theater -Direktor, der den Empfang quittieren müßte, ist in Urlaub.
Wenn er zurückkommt, wird er einiges erklären müssen, meinte gestern der SPD-Haushaltsexperte Griesche. Denn vergeblich suchte am vergangenen Freitag der Haushaltsausschuß der Bremer Bürgerschaft, eine Antwort auf die Frage, wie es dazu kam, daß am 11.3. der Theater -Direktor den 1,5 Millionen-Computer bestellte - obwohl Nutzung und Rentabilität höchst unklar waren und heute noch sind.
So konnte der Fachausschuß nur - dafür aber „einhellig“ klarstellen, „daß es von uns kein Geld gibt“ (Griesche). Daß der Wirtschaftssenator die 1,9 Millionen Mark „verlorenen Zuschuß“ aus EG-Mitteln, die im März in Aussicht gestellt wurden, wirklich beantragen wird, ist mehr als ungewiß. Denn die Stadthalle hat herausbekommen, was der Unternehmensberater der TSC-GmbH verschiegen
hatte: Es gibt bereits einen Karten-Verkaufscomputer - START -, und der ist nicht nur überregional, sondern auch billiger. Betrieben wird er von Lufthansa und Bundesbahn, und seine Terminals stehen landauf landab in allen Reisebüros. Stadthalle und Konzertagentur Born haben sich START inzwischen ohne jedes Finanz-Risiko angeschlossen.
Auch die Sparkasse geht vor
sichtig auf Distanz. Im „Beirat“ der Ticket-GmbH ist sie nicht mehr vertreten. Sie hat sich zur Finanzierung des Computers nur unter der Bedingung verpflichtet, daß die die Sache rentabel wird und die Stadthalle mitmacht. Die Frage, wie die 50.000 Mark-GmbH den 1,5 Millionen-Computer bezahlen will, hat der TSC-Geschäftsführer Dünnwald mit in seinen Urlaub genommen.
K.W.
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