Unser Atomfreund Heinz Haber

■ Der „Fernsehprofessor“ Heinz Haber war Mitwirkender des Disney–Films „Unser Freund, das Atom“ / Hamburger wollen diesen Streifen aus den 60er Jahren erneut aufführen

Aus Hamburg Ute Scheub

Professor Doktor Heinz Haber, Astrophysiker, Buchautor, Initiator wissenschaftlicher Fernsehserien seit 1958, Gründer der Zeitschrift Bild der Wissenschaft, Mitbegründer der Raumfahrtmedizin und vieles mehr, ist am Tag der Werktätigen für seine Verdienste am Volk erneut geehrt worden. Frau Irmgard und Sohn Marc–Philipp waren dabei, als er an Bord des Luxusliners „Wappen von Hamburg“ auf der Fahrt von Cuxhaven nach Helgoland die „Strughold“–Goldmedaille der „Deutschen Gesellschaft für Luft– und Raumfahrtmedizin“ entgegennahm. Einige Hamburger wollen dem stets treu an der Seite der Atomindustrie stehenden Professor auf ihre Art gratulieren. Noch im Mai wollen sie in Hamburg den von ihm wissenschaftlich betreuten Film aus den sechziger Jahren, „Unser Freund das Atom“, wieder aufführen. Als Unterhaltungsfilm, denn „der Lacherfolg ist uns gewiß“, meinen die Initiatoren. Doch der Streifen dient auch als politischer Film, denn bis mindestens Ende der siebziger Jahre diente er dazu, Polizeibeamten vor Einsätzen in Brokdorf, Kalkar und anderswo deutlich zu machen, wie Atomgegner den Fortschritt der Menschheit behindern. „Wir wurden mit Zeichentrickfilmen auf unsere Einsätze vorbereitet“, berichtete Manfred Mahr, Mitglied der „Hamburger Signal– Arbeitsgemeinschaft kritischer Polizisten“ in Mutlangen anläßlich einer Einladung der „Friedens– und Begegnungsstätte“. „Das Atom ist unsere Zukunft“, verkündet zu Beginn des Films Walt Disney persönlich. Mit romantischer Geigenmusik untermalt stellt er „Dr. Heinz Haber“ als „Leiter unserer neuen wissenschaftlichen Abteilung“ vor, die ein Buch und in Disneyland eine Ausstellung über die segensreiche Wirkung der Atomenergie vorbereite. „Vielfach erinnert uns die Geschichte des Atoms an die Farben von 1000 und eine Nacht“, lächelt dann Haber in die Kamera und erzählt die Geschichte vom Fischer, der die Flasche mit dem Geist fand. Als der Dämon verspricht, drei Wünsche zu erfüllen, entkorkt der Fischer die Flasche und entläßt ihn in die Freiheit. „Uuahh!“, reckt sich die Comic–Figur des Atom–Geistes und protzt mit den Muskeln. „Es war 1896, als der Fischer sein Netz auswarf und Henry Becquerel die Radioaktivität entdeckte“, erzählt Heinz Haber weiter. „Unser Märchen hatte ein glückliches Ende“, denn der Dämon habe die drei Wünsche erfüllt: „Unser erster Wunsch sei denn Kraft. Das Feuer des Atoms ist eine nie versiegende Kraftquelle.“ Ergriffen erleben die Zuschauer wie der Atomgeist nuklear getriebene Schiffe und Flugzeuge mit zärtlicher Geste anschiebt. „Unser zweiter Wunsch sei denn Nahrung und Gesundheit.“ Denn mit radioaktiven Chemikalien sei man heute in der Lage, das Wachstum der Pflanzen und den Weg der Pflanzennährstoffe zu beobachten. „Unser letzter Wunsch sei“, endet der Professor, „daß der Dämon des Atoms für immer unser Freund bleiben möge. Dann wird sich die zauberhafte Kraft des Atoms über die ganze Welt ausbreiten.“ Und der staunende Blick des Zuschauers folgt dem Zeigefinger des Geistes, der die auf der ganzen Erdkugel sprießenden Atomkraftwerke ausleuchtet. Daß das Filmchen keine Jugendsünde des Professors ist, zeigt sein jüngstes Statement in der Welt am Sonntag vom 19. April 1987. „Unsere Nachkommen werden vielleicht in dem Atommüll einen sehr wertvollen Schatz erblicken, mit dem sie sinnvolle wissenschaftliche Projekte durchführen können“, schreibt er. „In der Antarktis wären diese Schätze hervorragend aufbewahrt.“