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Unnötige Worte

■ Betr.: "Was ist das Gegenteil von durstig", taz 2.8.93, LeserInnenbriefe dazu, taz vom 11.8.93

betr.: „Was ist das Gegenteil von durstig“, taz vom 2.8.93, LeserInnenbriefe dazu, taz vom 11.8.93

Auch „gestillt“ ist nicht der eigentlich gegenteilige Begriff zu „durstig“, wie Ursula Elchepp in ihrem Brief behauptet. „Stillen“, in der Bedeutung „jemanden still, ruhig machen“ schon dem Alt- und Mittelhochdeutschen als Ableitung zu „still“ bekannt, bezeichnet seit dem 16. Jahrhundert schließlich das Stillstehen bzw. Beruhigen der Kinder durch Nahrungszufuhr ganz allgemein und ist in diesem weitläufigen Sinne ja auch heute noch in den Wendungen „seinen Durst bzw. Hunger stillen“ zu finden.

Im allgemeinen übrigens werden Lücken im Lexikon einer Sprache in der Regel damit begründet, daß die Etablierung der vermeintlich fehlenden Wörter als nicht notwendig erachtet wird, m.a.W.: Lexikalisiert wird nur das, was der jeweiligen Sprachgemeinschaft als wichtig erscheint. Das Vorhandensein etwa von 15 verschiedenen Begriffen für „Schnee“ wie in einigen Inu-(Eskimo-)sprachen würde dem gemeinen Deutschen z.B. keine nennenswerten Vorteile bringen. Argumentiert mensch auch im vorliegenden Falle in diese Richtung, so könnte sich erweisen, daß in der Geschichte der Umstand, satt zu sein, mitunter sehr viel erstaunlicher war als der, keinen Durst mehr zu haben. Michael Hausherr, Krefeld

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