piwik no script img

Unkonkret

G+J Verlagsspitze stellt sich erstmals der Freien-Versammlung

Die Finnische Seemannskirche in der Nähe der Hamburger Landungsbrücken war bis in die letzte Ecke gefüllt. Zum vierten Mal bereits trafen sich die freien Mitarbeiter von Gruner + Jahr, zum ersten Mal waren mit Stern-Herausgeber Andreas Petzold und Personalchef Stefan Waschatz auch Vertreter der Verlagsspitze anwesend.

Es sollte um die Zukunft der festen Freien gehen – also um jene Mitarbeiter, die formal frei sind, praktisch aber voll in Redakteursaufgaben eingebunden. Seit Dezember bekommen viele von ihren Chefredakteuren zu hören, dass sie ab dem 1. April nicht mehr fest frei für Gruner arbeiten dürfen. Ob und wie es ab April weitergehen soll, ist bislang unklar (taz vom 30. 1. 16). Von dem Treffen mit Waschatz und Petzold hatten sich die Freien endlich Antworten erhofft, wurden aber enttäuscht. Der Abend sei eine „Werbeveranstaltung“ für den Verlag gewesen, sagen Leute, die dabei waren. Konkrete Ansagen habe es kaum gegeben.

Zwei Punkte hätten Petzold und Waschatz immer wieder betont. Erstens: Der 1. April sei, anders als in der Presse behauptet, kein Stichtag. Zweitens: Dumpinglöhne würde es nicht geben. Was es stattdessen geben soll, sei Aushandlungssache der Chefredakteure. Viele Modelle seien denkbar. Da das ganze Verfahren aber komplex sei, baten die Männer um „Verständnis“, dass sie nicht mehr sagen könnten.

„Verständnis“ hat zwar keiner der Freien, Widerworte dafür allerdings auch kaum. Eine Freie wagte zu fragen, wie sie denn Verständnis haben sollte, wo doch so viele Existenzen auf dem Spiel stünden, und bekam dafür Applaus.

Gegenüber dem Branchendienst meedia sagte Waschatz, dass Dutzende neue Stellen geschaffen würden. Die Frage ist nur, was für Stellen: Vielen festen Freien wurde bislang gesagt, dass ihre bisherige Arbeit durch eine Jungredakteursstelle ersetzt würde. Nur welcher langjährige Mitarbeiter will schon zu Berufseinsteigerkonditionen arbeiten? Anne Fromm

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen