Universal Networks-Chefin über Bezahl-TV: „Die ARD hat geschäumt vor Neid“
Das hiesige Bezahlfernsehen fristet ein Nischendasein. Katharina Behrends, Chefin von Universal Networks, will das ändern. Und die Spreu vom Weizen kennen.
taz: Frau Behrends, Sie leiten jetzt seit vier Jahren die deutschen Pay-TV-Kanäle von Universal Networks. Macht das eigentlich Spaß – der gesamte Medienmarkt ändert sich, nur das Bezahlfernsehen kommt hierzulande einfach nicht aus dem Quark?
Katharina Behrends: Von wegen. Im Pay-Markt merken wir seit zwei Jahren einen deutlichen Wandel. Wir sind längst raus aus der Nische, und durch die Abschaltung des analogen Satelliten und die Einführung von HD und HD+ als kostenpflichtige Angebote im digitalen Free-TV sind die alten Grenzen von Pay und Free doch de facto dabei, sich aufzulösen. Ob ich jetzt demnächst die öffentlich-rechtliche Haushaltsabgabe bezahle, für ein HD+ -Angebot im Kabelfernsehen oder für mein Abo bei Sky, ist doch letztlich egal.
Werden wir also bald einen Boom an Sender-Neugründungen erleben?
Eher das Gegenteil: Die Spreu teilt sich jetzt vom Weizen, denn auch bei den Satelliten- und Kabelanbietern geht die Tendenz nicht dahin, dass es noch mehr Sender werden. Die schauen eher, welche Sender behalten wir, wer fliegt raus.
Und welches Programm ist erfolgreich?
Die starken Marken, mit guten amerikanischen Produkten und lokalen Eigenproduktionen.
ZDFneo also!
Nein, natürlich nicht ZDFneo!
ist seit 2008 Chefin der NBC Universal Global Networks Deutschland. Die Juristin (43) war zuvor Leiterin der MTV-Rechtsabteilung.
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Hintergrund
Unter der Marke Universal Networks International Germany steuert die NBC Universal Global Networks Deutschland die Pay-TV-Sender 13th Street Universal und 13th Street Universal HD, Syfy und Syfy HD sowie E! Entertainment im deutschen Raum. Zudem werden die Sender History und History HD betrieben. Universal Networks Deutschland hat im Mai erstmals Einschaltquoten veröffentlicht. Ein Beispiel: bei „Navy CIS“ auf 13th Street schalten bis zu 180.000 Zuschauer ein.
Wieso – das ist doch eine starke Marke mit amerikanischen Top-Serien wie „Mad Men“ und deutschen Eigenproduktionen?
Aber die äffen doch nur nach, die sind doch null kreativ. Selbst Benjamin von Stuckrad-Barre – der lief vor Jahren schon bei MTV. Die haben nichts Eigenes entwickelt.
Bei Ihnen läuft es dagegen natürlich wie Bolle.
Wir haben die Marken unserer beiden Sender 13th Street und Syfy jetzt über zehn Jahre konsequent ausgebaut. Und mit History, dem Biography Channel und E! Entertainment haben jetzt fünf Sender. 2011 haben wir unsere Abo-Zahlen um 13 Prozent auf rund 5 Millionen gesteigert; dieses Jahr rechnen wir noch mal mit mindestens so viel, wahrscheinlich sogar noch mit deutlich mehr.
Immerhin trauen Sie sich jetzt sogar, Ihre Marktanteile nicht nur zu messen, sondern auch zu veröffentlichen.
Gesamtmarktanteile von über 1 Prozent sind keine Seltenheit, Formate wie Navy CIS auf 13th Street etwa erreichen Einschaltquoten von rund 200.000. Die Zahlen machen eins ganz klar: Pay-TV ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das unsere Sender allerdings so stark performen – auch vor vielen Sky-Angeboten –, hat uns selbst ein wenig überrascht.
Welche Schlacht wird als nächste geschlagen? Die Quoten-Veröffentlichungen sind doch garantiert kein Selbstzweck, um ZDFneo zu ärgern!
Wir wollen den Werbemarkt ein bisschen aufrollen, das wird der nächste ganz große strategische Schritt, der im Pay gegangen wird. Da können wir mit unseren Sendern vorziehen, weil wir die stärksten sind.
Das heißt, anders als Sky ist NBC Universal profitabel?
Wir sind auf einem guten Weg. Vor allem aber investieren wir weiter in unsere Sender, in Programm und Marke, um unsere führende Position nicht nur zu verteidigen, sondern auch auszubauen.
Trotzdem denken in Deutschland die meisten Menschen automatisch an Sky, wenn sie Pay-TV hören.
Die Hälfte unserer Abonnenten kommt nicht über Sky – wir haben mehr als 20 unterschiedliche Plattformen von KDG und Unity über die Telekom bis zu mobilen Anbietern, die alle stark wachsen. Sky bleibt dabei zwar die wichtigste, aber wir werden immer unabhängiger, weil wir mit unseren Sendern überall dabei sind, wo es Pay gibt – und zwar immer im Basic-Paket. Das trägt natürlich auch zur Bekanntheit unserer Marken bei.
Und alle Pay-Anbieter wollen sie natürlich haben.
Wir haben da einen Strauß, ohne den keiner mehr kann. Und E! ist eine irre Marke, auch wenn wir hier in Deutschland noch jede Menge Aufbauarbeit leisten müssen. Beim „Bambi“ sind Gwyneth Paltrow und Justin Bieber am roten Teppich sofort zu E! marschiert, weil sie die Marke aus den USA kennen. Die ARD hat geschäumt vor Neid. Das ist ein tolles Potenzial.
Universal Networks gehört seit 2011 nicht mehr zum Gemischtwarenladen General Electric, sondern zum US-Kabelriesen Comcast. Guter Schritt?
Ja, denn wir gehören jetzt endlich einem Unternehmen, das selbst aus dem Medienbereich kommt. Comcast hat international alle Sender, die Produktion und den Rechteverkauf unter einem Dach gebündelt. Das gibt es so bei keinem der anderen großen US-Studios. Der Universal-DVD-Vertrieb in Hamburg, der Kinobereich in Frankfurt und unsere Sender hier in München kennen sich, haben bislang aber nicht sonderlich eng zusammengearbeitet. Das ändert sich jetzt.
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