: United Colours of Weserterrassen
■ Durchfeiern auf Sudanesisch: die erste von vielen „Weltnächten“ im Viertelbürgerhaus
Clement wippt beschwingt zur Musik und betrachtet zufrieden die „Welt-Nacht“-TänzerInnen in den Weserterrassen: „Das ist das erste Mal, daß ich in Bremen eine Fete mit ambience erlebe.“ Ich soll ihn nicht mißverstehen, er will Bremen nicht schlechtmachen. Nur liebt er eben heißere Pflaster. Und deshalb wird er nicht mehr lange hier bleiben.
Clement ist gebürtiger Senegalese, und studiert in Paris: „Da ist jedes Wochenende was los. Nous les africains, wir Afrikaner kommen dann zusammen, feiern, essen und reden.“ Anders als hier.
Die Welt-Tanz-Nacht am Freitag, mit ihren karibischen und lateinamerikanischen Rythmen und dem gemischten Publikum zwischen fünf und fünfzig Jahren ist für Clement eine Ausnahme. In zwei Stunden hat er hier mehr Kontakte geknüpft als sonst in zwei Tagen. Mit einer Rumänin, einer Deutschen und einem Sudanesen hat er schon gesprochen - tatsächlich stammen die NachttänzerInnen aus aller Welt, wie es das Informationszentrum Afrika (IZA) geplant hatte. Und im übrigen ist Bremen ist eben nicht Paris.
Auch deshalb ist Clement zur Premiere der Welt-Tanz-Nacht pünktlich gekommen - und konnte im voll belegten Saal gerade noch einen Sitzplatz erwischen. Allerdings: im dreifaltigen Programm von Vortrag, Essen und Tanz fanden vor allem das Essen und der Tanz seinen Beifall. Eine Einschätzung, die er mit vielen teilte.
Zwar verriet der Blick auf's Programm schon vorab, daß der Abend dem heimlichen Motto „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ folgen würde. Aber wieviel Arbeit und wie wenig Vergnügen die Vorträge über den Sudan bringen würden, das begriff erst, wer ihnen folgte. Ein wenig mehr an Vortragskunst oder die direkte Betroffenheit der Berichtenden hätte uns die Bürgerkriegssituation im Sudan eindringlicher vermittelt.
Erst als SudanesInnen sich selbst zu Wort meldeten und von politischer Verfolgung und Flucht, religiöser Auseinandersetzung und ethnischen Differenzen erzählten, wurde die Diskussion lebendig. „Menschen, die wie ich englisch sprechen, schwarz sind und sich für den Islam nicht interessieren, erleben im Sudan ein großes menschliches Desaster“, sagte ein Universitätsprofessor, der heute im Londoner Exil lehrt. Man hätte sich mehr solche direkten Beiträge gewünscht. ede
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