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Uni finanziell jetzt „autonom“

■ Mehr heizen oder mehr Professoren? Universität darf selbst entscheiden

Bleibt der Hörsaal in Zukunft kalt, damit der Dozent bezahlt werden kann? Unter den Stichworten Flexibilität und Effektivität“ stellte Gerd-Rüdiger Kück, Kanzler der Universität Bremen, gestern die neuen finanziellen Freiheiten der Uni vor.

Der Haushalt für die Hochschule und Universität Bremen werden in diesem Jahr zum ersten Mal aus dem Landeshaushalt ausgegliedert. Statt genauer Vorgaben, welches Geld wo und wie ausgegeben werden soll, bekommt die Universität pauschal drei Schecks vom Senat. “Ich verspreche mir von von der größeren Finanzautonomie einen Abbau bürokratischer Hemmnisse“, so Uni-Kanzler Gerd-Rüdiger Kück. Außerdem erwartet der Verwaltungschef der Uni ein größeres Kostenbewußtsein „weil Sparsamkeit ja auch belohnt wird.“ Geld, das am Jahresende übrig ist, wird in Zukunft nicht gestrichen. Dadurch könne die Uni nach Semestern planen und sei nicht künstlich auf das Haushaltsjahr festgelegt. Die neue Freiheit für die Uni: Eingesparte Mittel für Sachkosten können für Personal oder Investitionen ausgegeben werden, aber auch eingesparte Personalkosten können umgewidmet werden. „Wenn eine Professorenstelle frei wird, können die Fachbereiche die Stelle eventuell später besetzten, um mit dem Geld dringend benötigte Geräte zu kaufen“, sagte Kück. Welche Prioritäten von den Fachbereichen gesetzt werden, könne man erst in einem halben Jahr sagen.

Doch um zu sparen, wird erstmal Geld ausgegeben, für die Verwaltung: Durch die zusätzlichen Aufgaben brauche die Hochschulverwaltung zusätzliche Stellen, die aber durch interne Umstrukturierungen geschaffen werden sollen, sagte Kück.

131 Millionen Mark bekommt die Uni für die Gehälter der Beamten und Angestellten, etwa 36 Millionen Mark sind für Sachausgaben wie Strom, Miete oder Papier. Der dritte Scheck des Senats über 9 Millionen Mark ist für Investitionen, dazu zählen kleinere Bauaufträge oder Geräte für Lehre und Forschung. Insgesamt bekommen die Universität und die Hochschule geringfügig mehr Geld als letztes Jahr. Der Anteil der Drittmittel ist dagegen stark gestiegen: 1980 waren es gerade drei Prozent der Gesamtausgaben, 1988 waren es schon 17 Prozent, im letzten Jahr sogar 28 Prozent. Die Geisteswissenschaften bekommen von den Drittmitteln der Industrie oder des Bundesforschungsministeriums nur einen kleinen Teil. Allein 20 Prozent fließen in Bremen in den Studiengang „Produktionstechnik“. Durch Drittmittelfinanzierung verlagert sich der Schwerpunkt der Universität auf kalkulierbare Verwertungsinteressen.

Der Modellversuch des Bremer Senats geht auf die bundesweit erhobenen Forderungen der deutschen Hochschulen zurück. Vorreiter für die finazielle Selbstverwaltung ist die TU Hamburg-Harburg.Die Fachbereiche sind über die Neuregelungen noch nicht genau informiert, man erwartet aber keine grundlegenden Veränderungen. Die Neuregelung sei eine Art „Persil-Schein“ und eine formale Verbesserung, so ein Fachbereichssekretär. Aber auch in den vergangenen Jahren habe man auf Antrag zwischen den verschiedenen Töpfen auf Antrag Geld hin und her geschoben. Man hoffe aber auf eine Abkürzung des aufwendigen Genehmigungsverfahrens.

Konrad Baer

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