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Uni endlich sauber!

■ Aktion „Saubere“ Kunst in Oldenburg: die nackte Skulptur ist weg

Oldenburg Der seit Jahren an der Universität Oldenburg schwelende feministische Kampf gegen vermeintlich „sexistische Kunst“ ist in eine neue Phase eingetreten. Über Nacht ist, wie am Freitag entdeckt wurde, die umstrittene Skulptur einer nackten Badenden aus dem Mensa-Foyer gestohlen worden. An der Stelle der aus einer Tür geschnitzten Figur im Pop-Art-Stil klebt nun ein Zettel, der den Beginn der Aktion „Unser Foyer soll sauber werden“ verkündet.

Bei der gestohlenen Skulptur handelt es sich um ein Duplikat. Das Original war bereits im Juli an den Künstler zurückgegeben worden, nachdem die Zerstörung angedroht worden war. Mit Hilfe der von einer Dozentin und zwei Studenten angefertigten Kopie sollte im Stil einer Performance die Diskussion über Kunst und Sexismus fortgesetzt werden. Zu diesem Zweck war eine dreiteilige Stellwand um die Nackte aufgestellt worden, auf dem der Kunststreit dokumentiert war und die Platz für „spontane Äußerungen“ bot. Die zwei Tage lang an die Wand gepinten Pro- und Kontra-Äußerungen verschwanden mit der Skulptur.

Bei den Kunststudenten wird darüber spekuliert, ob eine „leichte Veränderung“ des Dublikats zusätzlichen Zorn provoziert haben könnte. Die drei Kopisten hatten die flotte Nackte im Unterschied zum Original mit einem „frechen Lächeln und einem zwinkerndem Auge“ ausgestattet.

Die Gruppe der „harten Kämpferinnen“ für saubere Kunst soll aus etwa einem halben Dutzend Studenten und Mitarbeiterinnen bestehen. Sie konnten bereits einen „Erfolg“ verbuchen. Eine surrealistische Zeichnung von Paul Wunderlich war aus dem Senatsaal der Hochschule entfernt worden, weil einige Uni-Frauen den von ihnen auf der Zeichnung entdeckten „erigierten Penis“ als „unzumutbaren Anblick“ empfanden.

Die nächste Phase des Kunststreits scheint vorprogrammiert. Am Freitag begann im Allgemeinen Verfügungszentrum der Uni die Ausschmückung von vier tristen Beton-Etagen mit 27 großformatigen Gemälden und Skulpturen von Kunststudierenden. Die Arbeiten unter dem Motto „Menschenbilder“ entstanden in einem Übungsseminar „Aktmalen“ und zeigen fast ausnahmslos Nackte beiderlei Geschlechts. dpa

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