Uni Potsdam: Besetzer sollen nach Hause
Die Uni Potsdam will die Besetzer über die Feiertage nach Hause schicken. Die wollen bleiben.
Kurz vor den Feiertagen will die Hochschulleitung der Uni Potsdam die studentischen Besetzer dazu bewegen, das Audimax zu verlassen. Uni-Präsidentin Sabine Kunst appellierte in einer Mitteilung an die Besetzer, auch den Uni-Mitarbeitern ihre Weihnachtspause zu ermöglichen. Im Gegenzug will die Universität den Besetzern im kommenden Jahr das Foyer des Audimax für ihre Projektarbeit zur Verfüfung stellen - zumindest bis Räume gefunden seien, die die Streikenden dauerhaft nutzen könnten.
Das Audimax der Uni ist seit Anfang November besetzt. Die Studierenden fordern unter anderem die Abschaffung der Anwesenheitslisten, einen freien Zugang zum Studium und mehr Mitspracherecht in den universitären Gremien. Nachdem anfängliche Gespräche mit der Unileitung und Brandenburgs Bildungsministerin Martina Münch (SPD) ergebnislos blieben, einigte man sich schließlich auf einen regelmäßigen runden Tisch. Auf diesen verweist auch die Hochschulleitung: "Die Gespräche des runden Tisches im Januar werden zu Lösungen führen", so Uni-Präsidentin Kunst.
Die Studierenden kündigten an, das Angebot zunächst nicht anzunehmen. Bis zum Dienstag Abend konnten sie sich allerdings nicht auf eine gemeinsame Erklärung einigen, in der sie die Ablehnung begründen und ihrerseits einen Vorschlag für das weitere Vorgehen formulieren. Sie kritisierten lediglich, dass sie "ein Ultimatum von so kurzer Dauer" seitens der Unileitung für "nicht förderlich für den Verhandlungsprozess" hielten. Mindestens bis zum heutigen Mittwoch werde an einer Antwort auf das Schreiben gearbeitet.
"Das Angebot ist den Studierenden bereits seit dem 16. Dezember bekannt", hält ein Sprecher der Uni dagegen. Die will das Schreiben auch nicht als Ultimatum, sondern als Angebot verstanden wissen. Würden die Studierenden darauf bestehen, die Besetzung über die Feiertage aufrecht zu erhalten, würden sie sich unsolidarisch gegenüber den Mitarbeitern verhalten, die deshalb keine Weihnachtspause hätten. "Wenn sie drin bleiben, müssen sie auch damit rechnen, im Kalten zu sitzen", so der Sprecher.
Eine polizeiliche Räumung stehe derzeit nicht zur Debatte. Sollte sich die Leitung im nächsten Jahr doch für eine Räumung entscheiden, könnte nach Planung der Studierenden ein bundesweiter "Solidaritätspakt" greifen. Dann sollen bundesweit "koordinierte Aktionen" verschiedener Hochschulen stattfinden. Wie breit eine Beteiligung an diesen Aktionen wäre, ist jedoch unklar, da die Besetzungen zumindest an einem Teil der Berliner Unis über Weihnachten bereits ausgesetzt wurden. Wie es im neuen Jahr weitergeht, entscheidet sich im Januar.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Frauen in der ukrainischen Armee
„An der Front sind wir alle gleich“
Wirkung der Russlandsanktionen
Der Rubel rollt abwärts