Unglück in Gas-Terminal in Österreich: Lieferengpässe nach Explosion

Bei einer Explosion in Österreichs größtem Gasterminal stirbt ein Mensch, 18 werden verletzt. In Italien drohen Lieferengpässe, der Gas-Notstand wurde ausgerufen.

Feuerball über einem Dorf in der Dämmerung

Die Polizei geht von einem technischen Fehler aus Foto: Reuters

WIEN afp | Nach einer Explosion in Österreichs größtem Erdgasterminal hat Italien am Dienstag wegen drohender Engpässe bei Gaslieferungen den Notstand ausgerufen. Bei dem Unglück wurde ein Mensch getötet, 18 weitere wurden den Rettungsdiensten zufolge verletzt. Die Ursache war zunächst unklar, die Polizei geht von einem technischen Fehler aus. In Deutschland ist die Versorgungslage nicht gefährdet, die Gaspreise legten aber kräftig zu.

„Die Gasversorgung italienischer Verbraucher wird in jedem Fall gesichert werden“, teilte das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung in Rom mit. Während der Gas-Notstand ausgerufen ist, sollen Rückgänge bei den Importen durch nationale Reserven kompensiert werden. Die Regierung überwache zusammen mit den Anbietern die Lage.

Neben Italien könnte es auch in Kroatien zu Engpässen kommen, da die Anlage in Österreich schwer beschädigt worden sei, sagte ein Sprecher des Betreibers Gas Connect, Armin Teichert. Nach Angaben des Unternehmens werden während des Winters stündlich sechs Millionen Kubikmeter Erdgas in der Anlage verarbeitet. Die Jahreskapazität liegt bei 40 Milliarden Kubikmeter.

Die Lieferungen nach Westeuropa seien jedoch nicht betroffen, sagte der Sprecher von Gas Connect weiter. Der russische Energieriese Gazprom als einer der Hauptlieferanten des Terminals versprach, alles zu unternehmen, um die Versorgung seiner Kunden sicherzustellen.

Gaspreise steigen

Die Gaspreise zogen bereits kräftig an. An der Londoner Börse seien sie bis mittags bereits um über 20 Prozent gestiegen und hätten so den höchsten Stand seit Dezember 2013 erreicht, wie die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtete.

Nach Angaben von Polizeisprecher Edmund Tragschitz ereignete sich die Explosion in der Gasstation Baumgarten nahe der Grenze zur Slowakei um 8.45 Uhr. Sie löste demnach einen Großbrand aus, der aber rasch wieder unter Kontrolle gebracht wurde. Die Sprecherin des Roten Kreuzes Niederösterreich, Sonja Kellner, sprach von einem Toten und 18 Verletzten. Laut Polizei gab es einen Schwerverletzten.

„Ich hörte eine enorme Explosion und dachte zuerst, ein Flugzeug sei abgestürzt“, berichtete der Fotograf Thomas Hulik, der in einem slowakischen Nachbardorf lebt. „Dann sah ich einen riesigen Feuerball“, fügte er hinzu.

Alexander van der Bellen spricht Beileid aus

Örtlichen Medienberichten zufolge waren mehr als 200 Feuerwehrleute und Rettungshelfer sowie mehrere Hubschrauber vor Ort. Bis zum Vormittag waren alle Flammen gelöscht und die Anlage geräumt und gesichert. Doch nach wie vor hingen Rauchschwaden über ihr, berichtete ein AFP-Reporter. Einige parkende Autos wirkten wie durch die Hitze geschmolzen.

Österreichs Präsident Alexander Van der Bellen sprach via Facebook den Angehörigen des Verstorbenen sein Beileid aus. Den Verletzten wünschte er rasche Genesung.

Die Gasanlage Baumgarten ist seit 1959 in Betrieb. Heute ist sie Österreichs größtes Verteilerzentrum für Erdgasimporte aus Russland, Norwegen und anderen Ländern. Außer nach Österreich geht das Erdgas über Transit-Pipelines auch nach Deutschland, Italien, Frankreich, Slowenien, Kroatien und Ungarn.

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