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■ KommentarUngewöhnlicher Fall

Jürgen Lüthge ist sicherlich kein ungeeigneter Kandidat für die Nachfolge von Eberhard Kuhlenkampff als Chef des größten Bremer Wohnungsbauunternehmens, der Gewoba. Das behauptet auch niemand, noch nicht einmal der CDU-Fraktionsvorsitzende Peter Kudella. Aber genauso sicher ist das Verfahren, in dem Lüthge für diesen Top-Job ausgewählt wurde, „völlig normal“, wie uns die Mitglieder des Gewoba-Personalausschusses glauben machen wollen. Im Gegenteil: Es ist schon äußerst ungewöhnlich, wenn die Gewoba-Aufsichtsratsvorsitzende Lemke-Schulte ausgerechnet ihren seit zehn Jahren engsten und vertrautesten Mitarbeiter auswählt und eben dieser Kandidat direkt vor der entscheidenden Sitzung auch noch mit einem weiteren Mitglied des nur dreiköpfigen Gremiums zusammen in der Kneipe sitzt.

Und noch etwas ist ungewönlich am Fall Lüthge: Wenn im kleinen Bremen noch nichtmal das Kneipen-tête-à-tête verborgen bleibt, wie war es dann möglich, die Lüthge-Bewerbung bis zum Schluß vor Wedemeier, Fücks und Dittbrenner geheim zu halten? Das fragen sich die Männer, und vor allem das macht sie auch so zornig. Hätten sie zumindest ein bißchen mitmischen dürfen beim Kandidatenküren, wahrscheinlich wäre jetzt Friede, Freude, Eierkuchen. Dirk Asendorpf

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