Unerwartetes Urteil

FUSSBALLJUSTIZ Onukogu klagt über rassistische Beschimpfungen und erhält zusätzliche Sperre

BERLIN taz | Ein Freispruch für die Angeklagten und eine Strafe für den Ankläger – damit hatte gewiss niemand gerechnet. Das Verfahren wegen rassistischer Äußerungen gegen Dostlukspor Bottrop wurde am späten Donnerstagabend von der Bezirksspruchkammer des Fußballverbands Niederrhein (FVN) eingestellt. Der Nigerianer Ikenna Onukogu hingegen, der über rassistische Schmähungen geklagt hatte, erhielt eine zusätzliche Sperre bis zum 16. Mai.

Zur Vorgeschichte: Am 3. März wurde die Bezirksligapartie zwischen Dostlukspor Bottrop und Hertha Hamborn vom Schiedsrichter abgebrochen, nachdem der völlig aufgebrachte Hamborner Torhüter Onukogu eine Trinkflasche in Richtung der Zuschauer warf und auf sie zurannte. Wie Onukogu berichtete, sei er von diesen immer wieder als „Affe“ und „Nigger“ beschimpft worden. Das habe ihn wütend gemacht. Zur „einstweiligen Sicherung des Sportverkehrs“ sperrte ihn der FVN nach dem Spiel bis zur gestrigen Verhandlung. Diese, so stellte der FVN in einer Pressemitteilung klar, habe man aufgrund der Medienberichte über die rassistichen Beschimpfungen eingeleitet.

Onukogu wurde nun scheinbar unter anderem zum Verhängnis, dass er die Geschehnisse nicht völlig korrekt wiedergab. Er behauptete, er habe eine Trinkflasche zurückgeworfen, die aus dem Publikum kam. Offenbar konnte aber nachgewiesen werden, dass es seine eigene Trinkflasche war. Außerdem gab der als Zeuge geladene Pressefotograf an, nichts von den rassistischen Beschimpfungen gehört zu haben. Der Frage, was dann die Erregung von Onukogu verursachte, schien das Fußballgericht keine besondere Bedeutung beizumessen. Auch schien bei der Urteilsfindung das Statement des Bottroper Trainers Sebastian Stempel keine Rolle zu spielen. Nach der Partie hatte Stempel erklärt: „Leider ist es nicht das erste Mal, dass so etwas im Umfeld dieses Vereins passiert.“ Die Unverbesserlichen machten alles kaputt.