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Unerreichte Originale

Das Claudia Carbo Trio enttäuschte in der Lila Eule. Vor allem die Standards der großen Vorbilder fielen durch

Von manchen wohlgesonnenen KritikerInnen wird die Sängerin aus Frankfurt gern als Diva tituliert und mit ihren großen Vorbildern Ella Fitzgerald und Sarah Vaughan verglichen. Davon war am Dienstag bei ihrem Auftritt in der Blue Moon Bar-Reihe wenig zu hören.

Claudia Carbos Stimme wirkte eher flach, ließ Tiefe, manchmal Intonationssicherheit und vor allem Feuer vermissen. Das fällt natürlich bei einem Repertoire von Standards, die vielen Jazzfans durch die großen Jazzsängerinnen bekannt sind, besonders auf. Da liegt der Vergleich mit den Originalen nahe. Und der fiel nicht zugunsten Claudia Carbos aus.

Natürlich wäre es ungerecht, ihre Versionen beispielsweise von „Them There Eyes“ oder des Cole Porter Klassikers „Miss Otis Regrets“ an denen von Billie Holliday oder Ella Fitzgerald zu messen, dennoch darf man erwarten, dass heutige Interpretationen dieser Standards gewisse Ansprüche erfüllen, was Modulation und Phrasierung anbelangt. Dies gelang Claudia Carbo nicht. Dabei ging sie mit einem schlagzeuglosen Trio, mit Andreas Hertel am Piano und Uli Holz am Bass, noch ein zusätzliches Risiko ein, verstärkt diese Besetzung doch den intimen Charakter von Balladen.

Ihre stärksten Momente hatte die charmant auftretende Sängerin, die in Südamerika aufwuchs, in den Latin- bzw. Brazil- Nummern ihres Repertoires. Wenn man vorzeitiges Gehen und zunehmendes Plaudern nicht ausschließlich auf schlechte Manieren oder das Bar-Ambiente der Lila Eule zurückführt, teilte ein Teil des Publikums den beschriebenen Eindruck.

Der Applaus der anderen war freundlich, aber zu Recht nicht enthusiastisch.

Arnaud

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