piwik no script img

Unerfüllte Mission

■ Betr.: "Die Schampus-Fete war ein Flop", taz vom 25.3.91

Betr.: »Die Schampus-Fete war ein Flop«,

taz vom 25.3.91

Am Freitag abend, als taz-Journalist und -fotograf sich im Aussichtsrestaurant Grunewaldturm am Anblick Champagner-schlürfender Freunde des Hauses labten, stand die „Ökofront“ nach einem kurzen Intermezzo mit einem Rudel Wildschweine an ihrem Treffpunkt (Parkplatz Große Steinlanke) fröstelnd im nebelverschwommenen Mondschein, grüßte vorübertrabende JoggerInnen und schwenkte heranbrausenden AutofahrerInnen Plakate mit Warnungen vor Brunnenvergiftung durch Weiterfahrt entgehen, um sich später per Rad zum Grunewaldturm und anderen Aktivitäten zu begeben.

Immer wieder mußten AutofahrerInnen kehrtmachen, weil ihnen die zahlreich erschienene Polizei die vom Wirt am Telefon versprochene Durchfahrt verwehrte. Ob ihnen die Tische gehörten, die laut taz bestellt, aber nicht besetzt wurden?

Gerade belehrte ein Polizist einen enttäuschten jungen Mann über den Sinn der Verkehrsschilder am Straßenrand, als von Norden kommend in rasender Fahrt ein blauer Wagen um die Kurve bog, beim Anblick von Polizei und UmweltschützerInnen voll bremste, ins Schleudern geriet, auf die Menschengruppe am Straßenrand zuschoß und mit solcher Wucht gegen den zur Straßenbegrenzung angebrachten Baumstamm prallte, daß dieser zerbarst und über den Fahrradweg geschoben wurde. Das Trüpplein UmweltschützerInnen war im letzten Moment auseinandergestoben — niemandem war etwas geschehen, nur die angelehnten Fahrräder lagen zerstreut in der Gegend, eins unter einem Baumstamm begraben.

Die folgende Stunde verging mit Zeugenaussagen, Vermessungen, Blutprobe des Unglücksfahrers (über 0,8 Promille), Fotoaufnahmen, Telefonaten und der Entsendung zweier Umweltaktivisten zum Grunewaldturm: Sie sollten die eventuell anwesende Presse von dem Vorfall unterrichten, konnten ihre Mission aber nicht erfüllen, weil die Presse das noble Feld bereits geräumt hatte. Sabine Schrimpf, Fraktion der Grünen/AL in der BVV Zehlendorf

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen