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Unentschlossenes SpielZu müde, um zum Tor zu kommen

Sie treffen den Ball mit dem Kopf nicht richtig, sie treten daneben, sie verschlafen Torchancen im großen Stil: HSV bietet beim Bundesliga-Spiel gegen Eintracht Frankfurt eine erlesen schlechte Leistung.

Müde Recken: Hamburgs Marcell Jansen unter Frankfurts Halil Altintop. Bild: dpa

Im Fußball geht es um Zeit. Die eine Mannschaft versucht der anderen Zeit zu klauen und sich dadurch welche zu verschaffen. Manchmal ist die Zeit von vorne herein weg. Der Trainer des Hamburger SV zählte die Stunden. Kurz nach Spielende gegen Eintracht Frankfurt am Samstag sagte Bruno Labbadia: "43 Stunden nach dem Spiel gegen den PSV Eindhoven... ". Und dann, als noch etwas Zeit vergangen war: "44 Stunden nach dem Spiel gegen Eindhoven…". Labbadia nannte die Ansetzung der Partie gegen einen ausgeruhten Gegner "Wettbewerbsverzerrung".

Der HSV hatte alles versucht, um die Spieler nach dem 1 : 0 in der Europe League gegen den PSV Eindhoven fürs Bundesligaspiel gegen Eintracht Frankfurt am Samstag fit zu bekommen. Rad fahren nach Spielende, Laktattest, Kohlehydrate kurz nach Spielende, Brunch am nächsten Morgen. Die Spieler nächtigten in einem Hotel, um Ruhe zu haben. Das Training am Freitag wurde extra spät angesetzt.

Auch die Aufstellung war von der kurzen Zeit zwischen den beiden Spielen beeinflusst: Der angeschlagene linke Verteidiger Dennis Aogo spielte so wenig gegen Frankfurt wie Ruud van Nistelrooy, beide mit Problemen im Oberschenkel. Auf der rechten Seite verteidigte Jerome Boateng für Guy Demel. David Jarolim, der Kapitän, fehlte: gesperrt. Für ihn spielte der giftige Tomas Rincon im defensiven Mittelfeld.

Labbadia schickte alles ins Rennen, was er hatte. Zé Roberto war nach seiner Kapselverletzung und dreieinhalb Monaten Pause zum ersten Mal wieder in der Startformation. Er hielt bis zum Schluss durch. Tunay Torun begann im linken offensiven Mittelfeld, Piotr Trochowski im rechten, Marcus Berg bildete mit Mladen Petric den Sturm.

Frankfurt versuchte es mit einem Stürmer, Halil Altintop, einem variablen Mittelfeld, und einer defensiven Grundordnung. Die Eintracht baute eine dicke Mauer vor dem Strafraum, hinter der sie sich zusammenkauerte. Eine unentschlossene Taktik, angesichts des müden Gegners. Die einen waren zu müde, um zu einem Tor zu kommen, die anderen nicht aufgeweckt genug. Heraus kam, vor 56.200 Zuschauern in der HSH Nordbank Arena, ein 0 : 0.

Die erste Torchance für den HSV in der 25. Minute, doch Marcus Berg vergab nach einer schönen Flanke von Boateng, von dem in der ersten Halbzeit viele Offensivaktionen ausgingen. Dann köpfte Tunay Torun eine Boateng-Flanke neben das Eintracht Tor (40.), weil er den Ball nicht mit der Stirn traf. "Man bekommt nicht viele Chancen gegen die Eintracht", kritisierte Labbadia, "zwei, drei müssen dann auch mal reichen." Kurz vor der Halbzeit eine Chance von Mladen Petric nach Flanke von Piotr Trochowski, der gut spielte. Petric traf den Ball mit dem Fuß nicht richtig. Boateng klärte.

"Wir haben in der Defensive nur vor der Pause und kurz vor Spielende gewackelt, sonst haben wir den HSV gut unter Kontrolle gehalten", sagte Eintracht-Trainer Michael Skibbe. Der HSV hätte das Spiel verloren, wenn Patrick Ochs Mitte der zweiten Halbzeit an die von HSV-Keeper Frank Rost abgeklatschte Hereingabe von Alexander Meier herangekommen wäre.

Nicht glücklich waren die HSV-Spieler mit dem Schiedsrichter-Debüt von Markus Wingenbach. Der 31-Jährige pfiff kleinlich, diskutierte viel, unterbrach das Spiel zwei Mal, statt es zum Vorteil für den HSV laufen zu lassen, und pfiff einen Elfmeter für Guy Demel nicht (87.). "Klarer Elfer", sagte Demel, "ich bin berührt worden. Foul bleibt Foul." Die Fernsehbilder scheinen Wingenbach Recht zu geben, doch Demel bleibt dabei: "Es war Foul."

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