Undurchsichtige Geschäfte: Ermittlungen im Arcandor-Filz
Wegen Verdacht auf Untreue und Korruption wird gegen ehemalige Karstadt-Manager ermittelt. Auch das Büro von Exvorstand Thomas Middelhoff wurde durchsucht.
KÖLN taz | Pünktlich um 9 Uhr standen die Fahnder vor der Tür der Kölner Dependance von BLM & Partners am Kaiser-Wilhelm-Ring. Die Investmentfirma ist das neue Betätigungsfeld des früheren Arcandor-Chefs Thomas Middelhoff - und eines von mehr als 20 Objekten, die am Donnerstag ungebetenen Besuch bekamen. Im Auftrag der Staatsanwaltschaften in Bochum und Köln durchsuchten rund 260 Beamte Büros und Wohnungen im ganzen Bundesgebiet. Im Visier der Ermittler: ehemalige Verantwortliche des Arcandor-Konzerns, der Sparkasse Köln-Bonn und des Oppenheim-Esch-Immobilienfonds.
"Es sind umfangreiche Unterlagen sichergestellt worden, die jetzt ausgewertet werden müssen", sagte der Kölner Oberstaatsanwalt Günther Feld der taz. Die großangelegte Razzia stehe im Zusammenhang "mit mehreren Verfahren, die sich gegen ehemalige Vorstandsmitglieder der Sparkasse Köln-Bonn sowie einen Unternehmer aus dem Raum Köln und verantwortliche Personen aus seinem Umfeld richten". Ermittelt werde wegen des Verdachts auf "Vermögens-, Korruptions- und Steuerdelikte".
Sein Bochumer Kollege Gerrit Gabriel gab an, Anlass der von seiner Behörde veranlassten Durchsuchungen seien Ermittlungen wegen Untreue gegen frühere Verantwortungsträger und leitende Mitarbeiter des Arcandor-Konzerns. Es gehe um die Hintergründe des wirtschaftlichen Niedergangs der früheren KarstadtQuelle AG. Die Arcandor-Insolvenz gilt als die größte Firmenpleite der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Bindeglied der Ermittlungen ist der Troisdorfer Unternehmer Josef Esch, dessen undurchsichtige Geschäfte seit längerem bereits die Justiz beschäftigen. Von den geschlossenen Immobilienfonds, die er initiiert und in den vergangenen Jahrzehnten zusammen mit dem Bankhaus Sal. Oppenheim aufgelegt hatte, versprach sich der deutsche Geldadel Traumrenditen - die sich mit sauberen Methoden nur schwer erreichen lassen. Die Geschäfte von Esch, der vom Maurerpolier zum Immobilientycoon aufgestiegen ist, standen immer wieder im Ruch der Klüngelwirtschaft.
Eine filzige Aura umgibt unter anderem den Neubau der Kölner Messehallen. Als zwielichtig gilt dabei nicht zuletzt die Rolle, die die Sparkasse Köln-Bonn unter ihrem damaligen Vorstandsvorsitzenden Gustav Adolf Schröder bei dem mehrere hundert Millionen Euro schweren Geschäft spielte. Im Oktober vergangenen Jahres stellte der Europäische Gerichtshof fest, dass die ohne Ausschreibung erfolgte Vergabe des Bauauftrags durch die Stadt Köln an einen Oppenheim-Esch-Fonds gegen europäisches Recht verstößt.
In den Blick der Ermittlungsbehörden geraten sind auch fünf Kaufhäuser, die Oppenheim-Esch 2003 zunächst vom Arcandor-Vorgänger KarstadtQuelle gekauft und später zu exorbitant hohen Mieten zurückvermietet hatte. An den Fonds beteiligte sich auch der spätere Arcandor-Chef Thomas Middelhoff - und profitierte entsprechend von den für den 2009 pleitegegangenen Handelskonzern ungünstigen Konditionen. Jetzt wurde neben seinem Kölner Büro auch das Wohnhaus des Managers in Bielefeld durchsucht. Die Josef Esch Fonds Projekt GmbH bestätigte ebenfalls, dass bei ihr Durchsuchungen stattfanden. Eine Stellungnahme zu den Vorwürfen gab sie jedoch zunächst nicht ab.
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