american pie: Undurchsichtige Deals
Die Los Angeles Clippers sollen mit NBA-Profi Kawhi Leonard den Salary Cap umgangen haben
Mehr als einen Monat dauert es noch bis zum Saisonstart der NBA. Das Thema der Vorbereitung ist aber schon gesetzt. Die größte Basketballliga der Welt ermittelt seit Anfang September gegen die Los Angeles Clippers und deren Star-Spieler Kawhi Leonard. Es geht um den Vorwurf, Verein und Spieler hätten sich an der ligaweiten Gehaltsobergrenze, vorbeigemogelt. Und es kommen Tag für Tag immer wieder neue Details ans Licht. Dieses Limit wird Jahr für Jahr neu bestimmt, um festzulegen, wie viel ein Klub an Gehältern maximal für seinen Kader ausgeben darf.
Der Salary Cap wurde in der NBA in der Saison 1984/85 eingeführt, um zu verhindern, dass sich die Reichsten der Reichen einen Klub mitsamt den besten Spielern der Welt unter den Nagel reißen. Steve Ballmer, der Besitzer der Clippers, wäre in dieser Hinsicht durchaus verdächtig. Der ehemalige CEO von Microsoft ist laut Forbes der derzeit weltweit reichste Klubbesitzer. Sein Vermögen wird auf 153,3 Milliarden US-Dollar geschätzt. Den Kauf der Clippers hat er sich 2014 2 Milliarden Dollar kosten lassen.
Nun soll er dafür gesorgt haben, dass Kawhi Leonard zusätzlich zu seinem Klubgehalt (176,3 Millionen Dollar in vier Jahren) in dieser Zeitspanne über das Start-up-Unternehmen Aspiration, mit dem der Verein eine 300-Millionen-Dollar-Partnerschaft verband, 28 Millionen überwiesen bekam. Der Deal wurde als Werbevertrag etikettiert, letztlich aber hatte der Basketballprofi nie für die Firma geworben. Nachdem das Unternehmen pleite ging, hat all dies jetzt ein ehemaliger Angestellter einem US-Journalisten erzählt.
Die Clippers und Balmer weisen die Vorwürfe zurück und begrüßen demonstrativ die Ermittlungen der NBA. Balmer behauptet gar, von dem Deal von Aspiration mit Leonard nichts gewusst zu haben. Es könnte möglicherweise schwierig werden, Gegenteiliges handfest zu beweisen. Ungewöhnlich ist allerdings schon, dass Dennis J. Wong, Minderheitseigentümer der Clippers und langjähriger Geschäftspartner von Steve Ballmer, im Dezember 2022 knapp 2 Millionen Dollar in das Unternehmen Aspiration investierte, zu einem Zeitpunkt, als die Firma schon zahlungsunfähig war. Kurz darauf erhielt Leonard eine Zahlung von Aspiration, wie dieser Tage ans Licht kam. Auffällig sind im Nachhinein auch die Investitionen von Balmer in das Unternehmen. Es ist von einer Überweisung von 50 Millionen und später von 10 Millionen Dollar die Rede.
Letztmals sorgten 1999 die Minnesota Timberwolves mit dem Versuch, die Gehaltsobergrenze zu umgehen, für Schlagzeilen. Sie schlossen mit Joe Smith einen Geheimvertrag. Als es zur Trennung von Smith und seinem Agenten kam, spielte dieser jedoch das Dokument der NBA zu. Infolgedessen wurde neben einer Geldstrafe (3,5 Millionen Dollar) und anderen Sanktionen der Klubbesitzer suspendiert. Ein ähnliches Schicksal könnte im schlimmsten Falle auch den Clippers drohen.
Der ehemalige NBA-Profi und olympische Goldmedaillengewinner (Sydney 2000) Tim Hardaway sagte zur Causa Leonard diese Woche: „Wo Rauch ist, ist auch Feuer.“ Seit Jahrzehnten gebe es in der NBA schon Gerüchte, dass die Gehaltsobergrenze immer wieder umgangen werde. „Man darf nur nicht erwischt werden.“ Johannes Kopp
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