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Unberechtigt empfundene Kritik

Als unberechtigt empfundene Kritik – auch mit politischem Hintergrund wie hier – gehört für alle Beteiligten leider zum Schulalltag: Selbst wenn – wie in diesem Fall – eindeutig mit Unwahrheiten operiert wird, muss oft manches ungeklärt stehen bleiben: Dass Lehrern in dieser Hinsicht ein großer Anteil von Selbstverleugnung abverlangt werden kann, ergibt sich aus der Reflexion des von ihnen gar nicht eingerichteten Machtgefälles in der Institution Schule und ihrer pädagogischen Verantwortung (sie werden ja u. a. angemessen dafür bezahlt).

Gottseidank sind eben gerade „68er“ zu dieser Reflexion in der Lage. Man darf ihnen aber aus diesem Sachverhalt keine Fallen bauen! Wenn ein Lehrer wie der mit mir befreundete Kollege sich gegen offenkundige Unwahrheiten eines Schülers, mit dem er sich unermüdlich auseinander setzt, schützen muss – wie kann er dem Eindruck wehren, er „bügele“ einen womöglich „kritischen“ Schüler und bestätige eben dadurch die haltlosen Vorwürfe? Eine „selffulfilling prophecy“ hätte dann im Erscheinungsbild ihr Ziel erreicht. Schlimmer noch: Welche Möglichkeiten hat die öffentlich attackierte – übrigens besonders freundliche und pädagogisch engagierte – Kollegin aus der Sek. I überhaupt, sich zu wehren, wenn der Angriff aus lauter subjektiven Wertungen besteht? Droht nicht jede eigene Stellungnahme nach dem Motto „getroffene Hunde bellen“ wie eine indirekte Bestätigung zu wirken?

Gleichzeitig aber entfaltet der Angriff selbst in zigtausendfacher Auflage in allen Bremer Schulen seine Wirkung und bleibt, da das Medium nur einmal seinen Adressatenkreis erreicht, unwidersprochen stehen. Übrigens deutet die teilweise recht amüsante Satire von Jan Fries in der Schüler-taz am Schluss den eigentlichen politischen Hintergrund an: Wer Vorurteile gegen „die 68er“ schürt, mag vielleicht glauben, er sei kritisch und wolle gesellschaftliche Bewegung – in Wahrheit besorgt er, ob er es weiß oder nicht, das Geschäft mächtiger Interessenten am bestehenden Zustand der Gesellschaft!

Peter Köster

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