Umzug: Maison France macht 2015 dicht
Französisches Kulturinstitut zieht in Botschaft am Brandenburger Tor. Zukunft des Cinema Paris ist offen.
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Keine Protestplakate in den Schaufenstern, keine Flugblattaktionen am Eingang, keine verheulten Augen am Empfang. Nach wie vor sind im „Institut francais“ Karrikaturen von Klaus Stuttmann zu sehen. Äußerlich weist wenig darauf hin, dass es das 1950 gegründete „Maison de France“ mit dem Cinema Paris am Kurfürstendamm, Ecke Uhlandstraße, ab Mitte 2015 nicht mehr geben soll. Frankreich verkaufe einen beträchtlichen Teil seiner Immobilien im Inland wie im Ausland, begründet die Französische Botschaft als Hausherr das Ende des französischen Kulturinstituts in der City West.
Hintergrund für die Verkaufsentscheidung sollen die Bemühungen sein, den französischen Staatshaushalt zu sanieren. Wer das abgerundete Gebäude auf dem Eckgrundstück in bester Einkaufslage übernimmt, soll noch offen sein. Es gebe noch keine Käufer, sagte eine Botschaftssprecherin der taz.
Unklar ist deshalb auch, was aus dem Cinema Paris wird, das als eines der weniges Kinos in Berlin Filme in französischer Originlafassung oder im Original mit Untertiteln zeigt. Beispielsweise „La vie en rose“, den Film über das Leben der Edith Piaf in französischer Sprache zu sehen und vor allem zu hören, war ein ganz anderes Erlebnis als die deutsche Fassung. Kinobetreiber ist nicht das Institut francais, sondern die York-Gruppe. Dort waren am Mittwoch die Geschäftsführer für eine Klärung nicht zu erreichen. Das Cinéma Paris mit seinen 325 Plätzen gilt wegen seiner klassisch-plüschigen Kinosaal-Atmosphäre mit rötlichen Wänden und Wandleuchten als eines der letzten traditionellen Ein-Saal-Kinos.
Frankreich hatte das Haus 1991 gekauft und den Kinobetrieb an die Yorck-Gruppe verpachtet. Nach Angaben der Betreiber ist das Cinema Paris „in Deutschland mit Sicherheit das Kino mit dem höchsten Anteil französischer und europäischer Filme“. Im Jahr 2011 betrug der nach Yorck-Zahlen 91 Prozent.
Das Programm des Institut Francais mit seiner Mediathek, seinen Kulturveranstaltungen und Sprachkursen soll in das Botschaftsgebäude am Brandenburger Tor verlegt werden. „Die Aktivitäten werden wie bisher fortgeführt und am neuen Standort sogar noch ausgebaut werden können“, verspricht die Botschaft. Zudem soll es keine Kündigungen geben. Das Gebäude war nach französischen Angaben ursprünglich für eine solche Nutzung vorgesehen. Davon sah man nach den Anschlägen des 11. September 2001 jedoch ab.
Jetzt will man das Botschaftsgebäude in zwei Bereiche aufteilen: einen von der Wilhelmstraße aus öffentlich zugänglichen und gesicherten mit Eingang am Pariser Platz. Das Maison de France hatte 1983 traurige Schlagzeilen gemacht, als es Ziel eines Sprengstoffanschlags mit einem Toten war.
STEFAN ALBERTI
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