Umstrittene Äußerungen: Herman bedauert "Missverständnis"
Nach ihrem Rauswurf beim NDR hat sich Moderatorin Eva Herman bei Nazi-Opfern entschuldigt - und gegen Kritik verteidigt.
FRANKFURT AM MAIN taz/ap Die Buchautorin Eva Herman hat ihre umstrittenen Äußerungen über die Nazi-Zeit bedauert. "Es tut mir Leid, wenn meine Äußerungen Anlass zu Missverständnissen gegeben haben", sagte die frühere NDR-Moderatorin der "Bild"-Zeitung laut einer Vorabmeldung. Wenn sie damit die Gefühle von Menschen verletzt habe, besonders von Opfern der Nazi-Diktatur und ihren Angehörigen, wolle sie sich dafür entschuldigen.
Herman hatte Teilnehmern zufolge bei der Vorstellung ihres neuen Buches in der vergangenen Woche erklärt, im Dritten Reich sei "vieles sehr schlecht gewesen, zum Beispiel Adolf Hitler". Einiges sei aber auch gut gewesen, "zum Beispiel die Wertschätzung der Mutter". Der NDR beendete daraufhin seine Zusammenarbeit mit Herman.
Die 48-Jährige beklagte in dem Interview, dass sie von einigen Leuten in eine Ecke gestellt werde, in die sie nicht gehöre. "Aber zum Glück gibt es viele Freunde und Kollegen, die mir beistehen und Mut zusprechen."
Ehemalige Kollegen und Politikerinnen kritisierten Herman. Die Grünen-Politikerin Krista Sager sagte dem "Hamburger Abendblatt": "Ich habe den Eindruck, dass Frau Herman immer mehr ins Sektenmäßige abdriftet." Unverständnis äußerte auch die ehemalige Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD): "Die Frauen zurück an den Herd, die Männer hinaus ins feindliche Leben, dieser Tenor schließt nahtlos an die Nazizeit an."
Hermans langjähriger Kollege Jo Brauner sagte der Zeitung: "Eva tut mir Leid. Dies ist ein Point of no return, ein Weg, von dem sie jetzt nicht mehr umkehren kann. Es haftet jetzt ein politischer Makel daran." Auch die frühere "Tagesschau"-Sprecherin Dagmar Berghoff sagte, es tue ihr sehr leid um Herman. Talk-Masterin Bettina Tietjen äußerte sich bereits am Montag enttäuscht. Sie ist seit 1997 Co-Moderatorin der NDR-Sendung "Herman und Tietjen".
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