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■ Interview: Ulf KalkmannUmsatzschädlinge

taz:Nach Ihrer Überzeugung passen Bettler nicht ins Bild der Mönckebergstraße. Wieso?

Ulf Kalkmann: Handel und Bettler passen einfach nicht zusammen. Wenn der Verbraucher shoppen will und eine andere Lebenssituation vor Augen geführt bekommt, fragt er sich, ob es richtig ist, daß er sich etwas leistet.

Woher wollen Sie das wissen?

Das sagen die Verkaufspsychologen. Einkaufen ist eine emotionale Sache, und Bettler sind eine Störung, die zu Umsatzeinbußen führen kann.

Können Sie nachvollziehen, daß Arme sich im Image der umsatzgefährdenden Standortschädlinge wie Menschen zweiter Klasse vorkommen?

Kann ich. Aber ich habe ja Verständnis für diese Menschen. Ich will ihnen kein Übel zufügen, sondern eine bessere Lösung mit Perspektive für die Betroffenen finden.

Abseits der Mönckebergstraße?

In karitativen Einrichtungen sind sie in der richtigen Obhut, nicht in der Einkaufsstraße. Und es muß doch Möglichkeiten geben, ihnen mit Überlebenstraining und persönlichem Coaching wieder auf die Beine zu helfen.

Hilfseinrichtungen wie „Hinz & Kunzt“ und Bischöfin Maria Jepsen sagen aber gerade, daß Leute wie Sie und der Innensenator die geleistete Arbeit für mehr Toleranz in der Bevölkerung wieder kaputt machen.

Wir machen gar nichts kaputt. Eine gewisse Intoleranz muß ich zugeben. Aber die Kaufleute, die sich dort ihr Geschäft aufgebaut haben, haben ein Anrecht, es ohne Schwierigkeiten betreiben zu können. Das ist wie eine Störung an einem normalen Arbeitsplatz: Die will man ja auch beseitigen.

Wem gehört die Straße?

Die Straße gehört allen, und alle dürfen Sie nutzen, aber bitte nicht zu Lasten anderer.

Auch nicht zu Lasten der Bettler?

Ich meine nicht zu Lasten der Geschäfte und damit aller in der Stadt. Wenn in den Passagen nicht gebettelt werden darf, weil die Eigentümer dort Hausrecht haben, erleidet die Einkaufsstraße einen Wettbewerbsnachteil. Bettler schaden bereits durch ihre Anwesenheit. Fragen: sim

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