: Umgefallen
■ Verleih zieht „Beruf Neonazi“ zurück/ Bubis-Vergleich mit Fassbinder-Stück
Berlin (taz) – Der Verleih des umstrittenen Dokumentarfilms „Beruf Neonazi“ hat beschlossen, den Film kurzfristig aus dem Verkehr zu ziehen. Mit diesem Vorgehen wolle man, so eine Sprecherin, die Kinos schützen und eine „Normalisierung der Situation“ abwarten, die zur Zeit so „aufgeheizt ist, daß eine produktive Diskussion zum Thema Neofaschismus in Deutschland geradezu ausgeschlossen“ sei. Um diese Normalisierung zu erreichen, habe man eine Diskussion mit dem Potsdamer Landtag geführt und der Jüdischen Gemeinde Berlins eine Filmkopie zukommen lassen.
Mit dem einstweiligen Rückzug des Films vom Kinomarkt kommt „Unidoc“ möglicherweise einem Beschluß der Berliner Staatsanwaltschaft zuvor, die eine Übernahme des Hessischen Aufführungsverbotes erwogen hatte. Bisher ist der Film nur in Berlin und Hamburg in öffentlichen Vorführungen gezeigt worden. Ignatz Bubis, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, der Strafanzeige gegen den Protagonisten des Films, den Neonazi Althans, gestellt hatte, sagte der taz, ihn erinnere der Fall an das Fassbinder- Stück „Der Müll, die Stadt und der Tod“. „Es ist sogar noch schlimmer als bei Fassbinder“, sagte Bubis, „denn hier werden strafwürdige Behauptungen aufgestellt. Wenn ein politisch eher Unbedarfter sieht, wie Althans in Auschwitz leugnet, daß dort jemals jemand vergast worden ist, und er sieht im Abspann, daß der Film von vier Bundesländern gefördert worden ist, dann denkt er doch, das sei eine offiziell sanktionierte Position!“ M. Niroumand
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen