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Umbruch in SchulenDer schwierige Start der digitalen Tafel

Interaktive Whiteboards sind in Schulen der letzte Schrei. Doch gute Einführungen und Lehrmaterial sind rar. Die Technik überfordert viele ältere Lehrer.

Tafel, Overhead-Projektor und Filmraum in einem: interaktives Whiteboard in Berliner Bäke-Schule. Bild: ap

BERLIN taz | Das soll sie also sein, die Schulklasse von morgen. In der Klasse 4c der Berliner Grundschule an der Bäke im Ortsteil Lichterfelde steht die Kreidetafel ausgemustert am Rand. Der Mittelpunkt des Unterrichts ist woanders. Vorne, wo früher die Tafel stand, steht ein interaktives Whiteboard.

So funktioniert die digitale Tafel

Ein interaktives Whiteboard ist eine elektronische Tafel, die mit einem Computer und einem Beamer verbunden ist. Auf der weißen Oberfläche kann man mit dem Finger oder einem Spezialstift schreiben und Funktionen des Computers nutzen - etwa im Internet surfen, Filme zeigen oder bei Spielen Objekte bewegen. Das Tafelbild kann abgespeichert und später wieder aufgerufen werden.

Es sieht aus wie ein großer flacher Computermonitor und ist etwas kleiner als eine herkömmliche Tafel. Ein Beamer wirft von oben das Bild auf die weiße Oberfläche. Auf ihr kann man mit Fingern und speziellen Stiften schreiben, im Internet surfen, Bilder und Videos zeigen, Musik und Hörbücher abspielen und eben alles machen, was ein Computer heutzutage so kann. Das interaktive Whiteboard ist Tafel, Overhead-Projektor, Film- und Informatikraum, Stereoanlage und digitale Bibliothek in einem.

Die Kinder lieben die E-Tafel. Sie motiviert sie. Sie kommen lieber nach vorne, um etwas daran zu schreiben. Selbst Forscher zeigen sich angetan, weil das Gerät veränderten Schülerinteressen Rechnung trägt: "Lehrer haben es mit einer Computerspiel-Generation zu tun", sagt der Mainzer Medienpädagogik-Professor Stefan Aufenanger. "Deshalb sollen sie mit der Techniknutzung von Schülern mithalten."

Damit tun sich allerdings einige Lehrer schwer. Während jüngere Pädagogen Whiteboards meist begeistert in ihren Unterricht einbauen, sind viele ältere technisch überfordert und skeptisch. Die Boards polarisieren im Kollegium. Kritiker der Digitaltafeln warnen vor einer frontalen Multimedia-Show, zu hohen Kosten, Technikfetischismus, zu starker Strahlenbelastung und zu viel Aufwand bei der Stundenvorbereitung. Dass Whiteboards Zeit sparen, sei "eine freche Lüge", schreibt ein Pauker auf einer Webseite für Unterrichtsvorbereitung. Das ist der Tonfall der Diskussion.

Doch die Lawine, die ins Rollen gekommen ist, werden sie wohl nicht aufhalten können. Interaktive Whiteboards sind in der deutschen Pädagogik-Szene der letzte Schrei, wie sich auf der größten deutschen Bildungsmesse Didacta im Februar in Hannover zeigte. "Das Thema war in aller Munde", sagt Didacta-Leiterin Katariina Rohrbach. Alle politischen Delegationen hätten an den Ständen in Halle 15 Halt gemacht. Ganze Großstädte und Landkreise hätten Interesse bekundet oder Verhandlungen für Verträge aufgenommen, sagt eine Mitarbeiterin eines Whiteboard-Herstellers: "Es war der Wahnsinn."

Nur drei bis vier Prozent der rund 40.000 allgemeinbildenden deutschen Schulen sind bislang mit Whiteboards ausgerüstet, schätzt Michael Hövel, Geschäftsführer des Anbieters Promethean. Das möchte er natürlich schnell ändern. Rund 20.000 Geräte würden in diesem Jahr bundesweit dazu kommen, sagt er. 2000 bis 3000 Euro kostet ein neues Board. In Großbritannien ist die Mehrzahl der Schulen bereits mit Computertafeln ausgerüstet - ebenso wie viele neuere deutsche Privatschulen. Doch eigentlich beginnt das bildungspolitische Experiment hier erst.

Die Möglichkeiten des Mediums sind zweifellos immens, insbesondere in visuellen Fächern wie Geographie, Mathematik und Kunst. Lehrer können das Tafelbild der vorigen Stunde wieder aufrufen und fortsetzen. In Kunst können sie Werke zeigen und verändern, in Mathe den Satz des Pythagoras verbildlichen. Beim Thema Werbung können Schüler Spots drehen und angucken. Kranken Schülern kann das Tafelbild per E-Mail nach Hause geschickt werden. Immer wieder schwärmen Lehrer von der Option, mit einer anderen Klasse im Ausland per Konferenz verbunden zu sein. Tatsächlich ausprobiert hat das aber noch keiner. "Wir sind noch weit davon entfernt, die Geräte ihren Möglichkeiten entsprechend zu nutzen", sagt Jens Haase, der Leiter der Bäke-Grundschule.

Wer in sein Büro geht, muss an einer Urkunde vorbei, auf der ihm der Berliner Senat zur ersten staatlichen "kreidefreien Schule" der Stadt gratuliert. Seit Haase im November Kreidetafeln verbannt und in jeden Raum ein Whiteboard gestellt hat, ist seine Schule bundesweit bekannt. "Für mich war klar: Es kann keine Mischlösung geben", sagt er. Den Lehrern die Wahl zwischen Kreidetafel und Whiteboard zu lassen, hätte ihnen ermöglicht, "sich vor den neuen Geräten zu drücken". Er habe eine "Frontenbildung im Kollegium" vermeiden wollen. Doch auch diese radikale Einführung sorgte für Unmut. Einige Ältere ignorieren die Möglichkeiten des Whiteboards einfach – und nutzen sie wie eine traditionelle Tafel. "Die Älteren kommen mit der Technik einfach nicht zurecht", sagt ein Mitglied des Kollegiums. Der Hintergrund ist simpel: In der Jobwelt gehören Computer zwar seit Jahren zum Alltag. Lehrer über Mitte 40 haben Maus und Monitor hingegen oft noch nie benutzt. Sechs von zehn deutschen Paukern sind über 45.

Die Lehrerin Jessica Döhler ist 34. Sie steht in der 4c der Bäke-Schule, Thema in Sachkunde ist Energie. Sie schreibt auf das Whiteboard zunächst wie auf eine traditionelle Tafel: "Energie ist nötig, um…" Ihre Schüler sollen den Satz vervollständigen. Ein Mädchen kommt ans Board, klettert auf einen Stuhl und schreibt "… Licht zu erzeugen". Wenig später geht es um Uran. Ein Kind hält ein Referat. Die Lehrerin wirft Bilder an die Wand, die der Junge zu Hause aus dem Internet geladen und ihr auf einem USB-Stick gegeben hat. Das Symbol für Radioaktivität strahlt ins Klassenzimmer, die Schüler betrachten erst ein Atomkraftwerk-Foto, dann eine Videoanimation einer Kernspaltung. Die Stunde endet mit einem Spiel. Die Kinder sollen auf dem Board Lampen mit ihrer Hand in das passende Zimmer ziehen. Die Pädagogin hat das Spiel beim Googeln durch Zufall auf der Webseite eines Energieverbandes gefunden.

Das ist eines der Probleme der E-Tafeln: Unterrichtsmaterial ist rar. Es gibt erst wenige Webplattformen zum Austausch. Schulmedien-Anbieter entdecken die Bedeutung des Marktes für Material erst. Mitarbeiter des Schulbuchverlags Cornelsen sitzen deshalb gerade im Klassenzimmer der 4c. Die Eindrücke sollen ihnen helfen, weiteres Material für Digitaltafeln zu entwickeln.

Es gibt weitere Hindernisse: Bislang können noch nicht mehrere Kinder gleichzeitig am Board schreiben. Kommt ein Kind aus Versehen an die Oberfläche, verschwindet manchmal das Bild. Erstklässler können sich beim Schreiben eine falsche Haltung angewöhnen, weil das Gerät auch auf die Handunterfläche reagiert. Hinzu kommen alltägliche Computer-Pannen. Mal fällt das Schulnetz aus. Mal geht plötzlich nichts mehr – bis jemand merkt, dass das Klassenbuch auf der PC-Tastatur liegt.

Die größte Herausforderung ist jedoch der didaktische Einsatz. Besonders ein Argument hat Whiteboards in Verruf gebracht: "Grundsätzlich sind sie sehr stark auf Frontalunterricht ausgerichtet", sagt Wissenschaftler Aufenanger. Dennoch befürwortet er ihre Verwendung. Entscheidend sei die Lernkultur. Die Geräte könnten auch zur Präsentation von Gruppenarbeit genutzt werden. Die Realität sieht mitunter anders aus: Mancher Lehrer räumt ein, eine ganze Schulstunde mit der Klasse planlos durchs Web gesurft oder Karaoke gesungen zu haben. Oft fehlt ein Konzept.

Die Produzenten bieten Schulungen an, doch diese sind von unterschiedlicher Qualität. Teilweise beschäftigen sie sich nur mit der Technik. Die methodischen Möglichkeiten müssen viele Lehrer alleine herausfinden. Berlin bietet ihnen etwa keine Fortbildungen an, wie Nikolai Neufert, Senatsreferent für IT in Schulen bestätigt. Er verweist auf die Einführungen der Vertriebsfirmen. Das Vertrauen des Senats in diese ist offenbar groß. Denn Neufert räumt ein, Whiteboards führten zu "Nachteilen" für den Unterricht, "wenn eine klare methodisch-didaktische Konzeption fehlt". Bei entsprechender Nachfrage durch Lehrer werde der Senat allerdings "unverzüglich" Fortbildungen in die Wege leiten. Schulleiter Haase hatte ein paar Tage zuvor im Gespräch mit der taz gesagt: "Ich würde mir mehr Schulungen wünschen." Das Problem dürfte dem Senat nicht neu sein. Pädagogin Stefanie Eule stellte bereits vor fünf Jahren bei der Evaluation eines Whiteboard-Pilotprojektes an zwölf Berliner Schulen fest, dass Lehrkräfte häufig schlecht oder gar nicht geschult werden. Heute leitet sie die Abteilung Training des Herstellers Promethean.

Hamburg ist da schon weiter als Berlin. Das Landesinstitut für Lehrerbildung bietet neben Einführungen auch Whiteboard-Seminare an. In fünf Sitzungen à drei Stunden werden Unterrichtsentwicklung und individualisiertes Lernen behandelt. "Unsere Fortbildung ist etwas anderes als die von Smart", sagt Michael Weißer, Medienpädagoge des Instituts, mit Hinblick auf einen der Hersteller. "Uns geht es nicht um Technik, sondern um eine sinnvolle Einbindung des Whiteboards in den Unterricht - aber auch nur dann, wenn dieser es erfordert." Zudem fördert die Stadt den Austausch von Lehrmaterial mit einem Whiteboard-Forum auf der Plattform www.hamburg.schulcommsy.de.

Das Vorgehen fußt auf einer Untersuchung von 2006. Das Landesinstitut evaluierte, wie sich jeweils zwei bis sechs Boards in 39 Schulen auf den Unterricht auswirkten. 85 Prozent der Lehrer und Schüler bewerteten das Medium positiv. Sie lobten die Möglichkeit, Zusammenhänge besser aufzeigen und anschaulicher gestalten zu können. Es zeigte sich jedoch auch, dass ein einzelnes Board nicht für Übungsphasen geeignet ist und nicht individuell auf Schüler eingegangen werden kann. Eine lange Einarbeitung war nötig und Schüler erhielten oft keinen Zugriff auf Unterrichts-Dateien. Die Befragung fand allerdings online statt, so dass nur der computeraffine Teil der Pädagogen teilnahm. Inzwischen ist Hamburg eines der führenden Länder beim Einsatz von E-Tafeln. 75 Schulen sind ausgerüstet. Bis 2011 sollen in allen 351 Staatsschulen drei bis sieben Boards stehen.

Medienpädagoge Aufenanger sieht auch die Lehrplankommissionen der Länder in der Pflicht. Sie müssten didaktische Vorgaben für Whiteboards festlegen. Von Fachzeitschriften wie "Praxis Deutsch" oder "Kunst + Unterricht" wünscht er sich praktische Vorschläge. Aber Aufenanger rät auch zu Geduld: „Man muss bedenken, dass die alte Tafel 140 Jahre lang Standard war und Whiteboards erst seit ein paar Jahren in Mode kommen. Das braucht Zeit.“

Doch das angeblich nächste große Ding fürs Klassenzimmer drängt bereits auf den Markt. Auf der Bildungsmesse Didacta staunten Fachleute über ein Tischboard mit Multitouch-Funktion. Mehrere Kinder können darauf gleichzeitig schreiben und digitale Objekte bewegen. Vorteil: Es eignet sich auch für Übungsphasen und Gruppenarbeit. 2010 soll es in Deutschland erhältlich sein. Genug Zeit also noch für den einen oder anderen Lehrer, bis dahin ein paar Nachhilfe-Stunden in Sachen Computer zu nehmen.

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20 Kommentare

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  • M
    Maiblume

    Man kann damit auch M u s i k wunderbar anschaulicher machen, eine barocke Fuge oder eine klassische Symphonie oder ein modernes Stück aus Jazz, Pop Rock u.s.w. kann z. B. damit in verschiedener Hinsicht in seinen Strukturen, mehrfarbig etc. visualisiert und damit zugänglicher und bewusster erfahrbar gemacht werden - wobei die entscheidende Vorarbeit allerdings nicht durch die Tafel selbst zu leisten ist. Ob der hohe Preis dadurch gerechtfertigt ist, weiß ich aber nicht.

  • S
    Studentin

    Ich denke, man kann das Geld für wesentlich sinnvollere Dinge gebrauchen. Die letzten Jahre gings auch ohne.

  • RR
    Rupert Röder

    Ein zusätzliches Spielzeug kann immer hilfreich sein, solange es nicht defekt geworden ist und jemand Ideen zur Anwendung hat. Ein gut handhabbare Präsentationsfläche für Videos u.ä. ist sicher auch nützlich, obwohl ein Beamer es auch tut.

     

    Nur befürchte ich, das Entscheidende des Lernens, dass jede/r selbst etwas macht, wird doch eher abgeblockt durch den Akzent auf immer raffiniertere Präsentationsformen und den schönen Schein der präsentierten Perfektion.

     

    Mathematik z.B. ist kein visuelles Fach, wie im Artikel behauptet wird. Sondern in Mathematik hilft eventuell das Zeichnen - bzw. genauer die Idee einer Bemühung, etwas zu zeichnen (wobei zugleich klar ist, dass die Bemühung nicht erfolgreich sein kann, trotz Filmtrick oder Computer!) -, eine abstrakte Vorstellung zu entwickeln. Diese Vorstellungsbildung ist ein innerer Vorgang und kann nicht durch die Perfektion vorgesetzter Bilder ersetzt, ja oft nicht einmal erleichtert werden.

     

    Eine Didaktik, die dies berücksichtigt und dennoch die neuen Medien einsetzt, ist, glaube ich, noch nicht wirklich in Sicht.

  • M
    Maria

    Ich arbeite seit 3 Jahren in einer Schule, die den Luxus offeriert interkative Whiteboards in jedem Klassenraum zu haben. Jede Lehrkraft hat ihren eigenen Laptop mit Software die speziell fuers Unterrichten entwickelt wurde, und ich moechte betonen dass es sich hier NICHT um schnoede Powerpointpraesentationen handelt, es ist wesentlich handlicher und ausgereifter. Die Moeglichkeiten die sich einem hier eroeffnen sind der normalen Tafel in jedem Fall weit ueberlegen: Farben, Bilder, Filme, Internetzugriff, interaktive Spiele und vieles mehr. Klar macht das allein noch nicht einen guten Unterricht aus, aber die Arbeit fuer Schueler wird anschaulicher in vielerlei Hinsicht, und fuer Lehrer bedeutet sie auch eine Arbeitserleichterung. Wer es noch nicht ausprobiert hat kann sich hierzu nur schwer eine fundierte Meinung bilden. Bereitschaft sich mit neuer Technologie auseinanderzusetzn ist allerdings eine Grundvoraussetzung.

  • AC
    ab cd

    zitat "schultid":

    "... dass man die schüler erreicht. der wurm muss dem fisch schmecken ..."

     

    Wozu soll denn der Fisch gebracht werden? Wem muss der Fisch schmecken?

  • G
    grafinger

    Irgendwie ist der Tenor des Artikels "es wäre alles viel besser wenn nur noch "Whiteboards" (früher hiessen die "Smartboards") in den Klassen stehen würden.

    Und keiner fragt sich, warum auch die progressivsten Pädagogen nicht von der Wandtafel wegkommen.

    Das "kreidelose Klassenzimmer" ist zwar möglich aber wird nur durch ebensolche Verrenkungen erreicht wie das "papierlose Büro".

    Als Spielzeug ist das Smartboard zwar ganz nett, aber die hier geschilderten Nachteile ("camera obcura", Frontalfixierung, Abschweifung auf die Technik) sollten nicht übersehen werden. Für den überwiegenden Teil der Unterrichtseinheiten wird das Smartboard einfach wie eine Tafel oder ein Tageslichtprojektor verwendet werden. Und wo bleibt da die Revolution?

  • RW
    Reinhard W. Moosdorf

    Hinter dem OLPC XO steckt billige bezahlbare robuste Technik und ein didaktisches Programm, dem die Technik gerecht wird.

    Warum wird es politisch in Deutschland nicht gefördert? Vielleicht, weil daran keiner verdient?

    Hinter den Whiteboards, die nur im Frontalunterricht richtig Sinn machen, steckt eine interessante Technik, zu der offenbar jetzt didaktische Programme gesucht werden.

    Der Cornelsen Verlag hat es im letzten Jahr endlich geschafft, die letzten Mathe-Bücher mit DM-Beispiel-Rechnungen aus dem Vertrieb zu nehmen. Wie lange wird er brauchen, um nur sinnvolle Programme für ein Whiteboard zu entwickeln? Und das ist dann nur der Aufgabentext, noch kein didaktisches Konzept.

     

    Whiteboards können IMHO kaum die Vehikel sein, die eine Bildungs-Wende bringen.

  • IG
    Ingrid Gnau

    Bevor man viel Geld für Whiteboards ausgibt, sollte man sich mal die kostengünstige Variante anschauen: http://wiki.zum.de/Wii_als_Whiteboard

    Das dürfte manchem Firmenvertreter den Wind aus den Segeln nehmen.

  • C
    cornelia

    C.Böckler hat alles Wesentliche gesagt -

    hinter jedes Medium gehört ein kluger Kopf

  • ...

    Als Schülerin einer 10ten Klasse bezweifle ich das ein Whiteboard den Unterricht in irgend einer Weise interessanter gestalten würde. Ok, in den ersten Stunden würde die Fazination für das neue Gerät wahrscheinlich noch dazu führen, dass man eher mal aufpasst... aber das hält doch nichtmal ein halbes Schuljahr lang an.

     

    Auch die Beispiele für die Verwendung sind eher schwächlich:

     

    - den Satz des Pythagoras verbildlichen: wir haben Schulbücher die doch mehr als genug Bilder davon enthalten, und unser Mathematiklehrer ist kein schlechter Zeichner. Außerdem wird der Satz dadurch auch nicht wirklich interessanter :)

     

    - eigene Spots drehen und vorführen: Wir haben vor nicht allzu langer Zeit in Gruppenarbeit zehnminütige Kurzfilme gedreht und vorgeführt, das ging auch ohne Probleme mit Beamer und Laptop aus der Schule, dazu braucht man auch kein Whiteboard

     

    Ebenso lassen sich Werke in Kunst mit Beamer o.ä. zeigen, und es ist eigentlich noch nie vorgekommen, dass ein Lehrer das Tafelbild der letzten Stunde weiterführen wollte. Und kranke Schüler können ja auch wohl einfach das Heft von einem Freund leihen.

     

    Alles in allem also ein teschnisch hoch interessantes Gerät, für das es allerdings noch keine spezielle Verwendung gibt, mit dem man also nur den Schnickschnack machen kann den man immoment mit den letzten teuren Gerätschaften die sich die Schule angeschafft hat erledigt - oder kurz gesagt: cool, aber nutzlos. Und teuer.

  • S
    schultid

    ja, steigert die inhaltl. qualität, aber wie?

    grundsätzlich doch dadurch, dass man die schüler erreicht. der wurm muss dem fisch schmecken und nicht dem angler. wäre gut, wenn sich die schule endlich auf die fische einstellen würde ... und mit entsprechenden ruten, den wurm an den fisch brächte. alles eine frage der technik...

  • CA
    Chork Autlein

    Das Kostenargument gegen die Whiteboards zieht nicht wirklich, denn Kreidetafeln sind ohnewitz teurer. Und auch das Argument, dass die Schüler eine falsche Schreibhaltung hätten, weil sie nicht mit dem Handballen auf das Board kommen wollen, zählt nicht: Ich kenne keinen Schüler, der beim Schreiben an der Tafel den Handballen auflegt! IMHO lohnt sich die Anschaffung eines interaktiven Whiteboards auch, wenn man es "nur" als Tafelersatz verwendet. (Nein, ich bin nicht finanziell abhängig von Whiteboard-Herstellern.)

  • S
    Schulz

    Das White-Board habe ich schon vor einigen Jahren in Bayern im Erwachsenen-Arbeitslosenweiterbildungsprogramm mit saemtlichen bis dato vorhanden Betriebssystemen und Computerprogrammen (Microsoft) kennengelernt.

    Tatsache ist, dass es eine sehr einfache Vorstellung eines Wissensstoffes bietet, aber die Lernarbeit am eigenen PC nicht ersetzt, es sind also immer mehrere verschiedenen Lernmethoden zu verknuepfen. Leider hat der Arbeitsmarkt trotzdem keine Verwendung fuer mich, wegen fehlenden Eigenkapitals...

  • KL
    Katharina Lange

    Die Einführung des Whiteboards scheint doch eher ein Ablenkungsmanöver von den wirklichen Problemen in den Schulen zu sein als ein Beitrag zu ihrer Lösung. Irgendjemand möchte sich eine goldene Nase verdienen.

     

    Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß diese Tafeln auf Dauer dem Schulalltag gewachsen sein werden. Da fliegt schon mal etwas durch die Luft, wird gedrängelt, geschubst. Eine herkömmliche Tafel überlebt das.

     

    Abgesehen davon ging ich davon aus, daß wir Energie sparen müßten - oder irre ich mich? Wieviel Energie wird hier verschleudert werden? Sollen die Kinder auch noch vormittags vor flimmernden Kisten sitzen?

     

    Anstatt sich mit solchem Schnickschnack zu befassen, sollten sich die Herren und Damen in den Hochschulen und Ministerien mal mit den wirklichen Fragen der Schulen befassen und sich fragen, wozu erziehen wir die Kinder? Bildung ist doch mehr als reine Wissensvermittlung; sie betrifft den ganzen Menschen.

     

    Warum wird dieses Geld, das ja offensichtlich trotz leerer Kassen vorhanden zu sein scheint, nicht in diejenigen Bereiche, in denen Kinder sich als Menschen angesprochen fühlen, wie Kunst, Musik, Tanz, Spiel und Drama, Einrichtungen von Schulgärten usf. investiert? Das wäre doch eine wirkliche Investition in die Zukunft! Die Kinder würden Fähigkeiten entwickeln, die wir und sie für unser Überleben und unser Menschsein mehr denn ja brauchen. Phantasie, Flexibilität, Rücksichtnahme, Zuhören, Verantwortungsgefühl, Sensibilität für sich und andere..., Liebe zur Natur.

     

    Man könnte das Geld auch für die Förderung der Kinder einsetzen, die möglicherweise die Schule verlassen werden, ohne richtig lesen und schreiben zu können und, und, und..

  • W
    waddiwadell

    Liebe taz-Redakteure, nehmt mal wieder den Günther Anders aus dem Regal. Es bleiben in dem Artikel die offensichtlichen Tatsachen unerwähnt

     

    - dass man bei schönem Wetter den Raum abdunkeln muss, er wird daher zur Camera Obscura.

     

    - die Lampe eines ständig laufenden Beamers belüftet werden muss und der Lüfter geringe Mengen an unbekannten Stoffen in die Raumluft pustet.

     

    - die Schüler nicht mehr kurz mal träumenden aus dem Fenster gucken können. Ich habe das früher sehr gern gemacht und konnte mich danach wieder besser konzentrieren auf den ganzen Schmarrn, der da an der Tafel abging.

  • M
    Michael

    Auf Tafeln schreiben mit Druck und quietschender Kreide, Abrieb und Rieseln, voller Staub und Wasser im Schwamm prägt jedes geschriebene Wort für die Ewigkeit ins Gedächtnis. Es gibt so viele gutgemeinte aber schlecht gemachte Powerpoint-Präsentationen, die ich mir im Repetitorium nicht einprägen konnte, weil die Bilder vielleicht zu lange geplant und entworfen wurden, ohne Intuition vielleicht. Jedes Kreidebild ist miterlebte Handarbeit im Moment der Entstehung. Computer sind nett aber nicht praktischer und zuverlässiger als Faustkeile.

  • JM
    Joerg Michel

    Der Inhalt machts! Das interaktive Whiteboard allein macht noch keinen Sommer!

     

     

    Beste Grüße Joerg Michel / Experte für Whiteboard-Software

  • S
    Steffen

    Unterricht multimedialer zu gestalten ist eine super Sache. Lehrer die es drauf haben die verschiedenen Möglichkeiten interessant miteinander zu kombinieren waren zu meiner Schulzeit leider noch die Ausnahme.

     

    Trotzdem führte zu meiner Zeit schon der einfache Wechsel von der konservativen grünen Tafel zum moderner wirkenden Papier - "Flip-Chart" wie ein Aufmerksamkeits- und Motivationsschub.

     

    Vielleicht sollten die verstaubten Ur-Pädagogen den Stock aus dem Arsch nehmen und sich endlich mal ein wenig flexibel zeigen.

  • CB
    C. Böckler

    Ich bin als Lehrer mit der Qualität dieses Artikels ziemlich unzufrieden. Zuerst ein paar Kleinigkeiten.

     

    »Das interaktive Whiteboard ist [...] Informatikraum [...].«

    Wie kann es ein »Informatik-Raum« sein?

    Ein solcher Raum zeichnet sich doch dadurch aus, dass annähernd für jeden Schüler ein PC vorhanden ist.

     

    »Während jüngere Pädagogen Whiteboards meist begeistert in ihren Unterricht einbauen [...]«

    Worauf basiert das »meist«? Studien? Erfahrung?

    Ich kenne einige junge Informatik-Lehrer, die nicht unbedingt von elektr. Tafeln schwärmen.

    Die Meinung zu elektr. Tafeln hat weniger mit dem Alter zu tun, als der Artikel glauben machen möchte.

     

    »[...] schreibt ein Pauker auf einer Webseite für Unterrichtsvorbereitung. Das ist der Tonfall der Diskussion.«

    »Pauker«? Welchen Tonfall hat denn diese Berichterstattung?

     

    »[...] in Mathe den Satz des Pythagoras verbildlichen«

    Wow, »zweifellos immens«! Ging das früher nicht?!?

    Ich behaupte, das geht mit einem lichtstarken Beamer in jedem deutschen Klassenzimmer auch ohne zugehörige elektronische Tafel sehr gut (farbig und animiert).

     

    Nun zur Hauptsache:

    »Der Hintergrund ist simpel: In der Jobwelt gehören Computer zwar seit Jahren zum Alltag. Lehrer über Mitte 40 haben Maus und Monitor hingegen oft noch nie benutzt. Sechs von zehn deutschen Paukern sind über 45.«

    Wahrhaft simpel diese Erklärung:

    Lehrer bewegen sich nicht in »der Jobwelt« und sind daher erst vor wenigen Monaten (Jahre können es ja lt. Artikel nicht sein) mit Computern in Berührung gekommen. Und die über 45 Jährigen von ihnen sind nun »oft« so dreist und haben sich in dieser Zeit noch nie vor einen PC gesetzt! Man stelle sich vor: 60% der Lehrer sind über 45!

    Diese Argumentation ist halt- und bodenlos!

    (Warum wird gerade hier wieder der Begriff »Pauker« verwendet? Ist diese Metapher nicht eine unterschwellige Verunglimpfung der Lehrtätigkeit, indem sie mit dem Taktgeben auf einer Sklaven-Galere gleichgesetzt wird? Ich denke, das wird dem Anspruch des Berufes bei weitem nicht gerecht.)

     

    Der Artikel arbeitet leider den Mehrwert einer elektronischen Tafel ggü. Tafel und Beamer nicht genügend heraus! Zu oft werden nur Dinge herangezogen, die mit den zweitgenannten Medien schon seit vielen Jahren möglich und (mehr oder weniger) üblich sind.

    Implizit wird die Hoffnung geweckt, technische Lösungen würden den Unterricht verbessern.

     

    Ich denke allerdings, dass nicht zusätzliche Technik die Schule verbessern hilft, sondern eine deutliche Entlastung der Lehrer.

    Die Motivation der Schüler kommt nicht aus der Technik, sondern aus dem Realitätsbezug des dargebotenen Materials. Und diesen authentisch herzustellen ist keine leichte Aufgabe.

     

    »Good technology is only 10% of success.« (Rick Cattell)

  • GM
    Gerd Merseberger

    Ich finde es schade, wenn ein Lehrwerkzeug so in den Vordergrund gestellt wird. Ich quäle mich im Berufsleben durch viele Powerpoint-Präsentationen, die häufig knallhart und frontal an den Mann und an die Frau gebracht werden. Das sollte man nicht auch noch den Schülerinen und Schülern zumuten. Gute Wissensvermittlung geschieht durch Methodenvielfalt und zur Not geht das sogar ohne Tafel, außerhalb eines Klassenraums. Ich denke noch an die Zeit der Sprachlabore zurück, die ähnlich wie die digitale Tafel als Non-plus-ultra schmackhaft gemacht werden sollte. Jahre später vergammelte die teure Technik, weil sie häufig defekt und die Reparatur nicht im Budget vorgesehen war. Die ersten Probleme der digitalen Tafel wurden ja schon im Artikel beleuchtet.

    Mit anderen Worten: Steigert die inhaltliche Qualität im Unterricht, nicht die technische.