Ultras vom AS Rom: Stadt der Stiche
Vor dem Finale zwischen Manchester United und dem FC-Barcelona warnt das britische Außenministerium vor messerstechenden römischen Ultras.
ROM taz | Rom gilt als eine der schönsten Städte der Welt. "Campo de Fiori" oder "Fontana di Trevi" sind wahre Dolce-Vita-Schlagwörter. Wenn in Rom indes internationaler Fußball gespielt wird, so wie am Mittwoch im Champions-League-Finale zwischen Manchester United und dem FC Barcelona, dann geraten sie bisweilen in andere Zusammenhänge.
Bei einer Uefa-Cup-Begegnung im Februar 2003 warfen Liverpool-Fans zwei fliegende Händler aus Bangladesch und einen japanischen Touristen in den Trevi-Brunnen. Im März 2006 wurden ein Dutzend Middlesbrough-Fans am Campo de Fiori von Roma-Fans verprügelt, drei von ihnen mit Messern verletzt. Dutzende Messerstechereien gab es in den vergangenen Jahrzehnten beim Fußball in Rom - auch in der Serie A. Grund genug für die britische Times, die Ewige Stadt in "Stab City" umzutaufen: "Messerstecher-Stadt".
Tatsächlich scheinen vor allem Ultras des AS Rom auf Messerstiche spezialisiert, die sie entweder den Stadtrivalen von Lazio beifügen, noch lieber aber angereisten Fans - vor allem aus England. Erst im März wurde ein Arsenal-Fan von einem Roma-Ultra in der Nähe des Olympiastadions per Messerstich verletzt. Insgesamt sei das Phänomen in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen, betont die italienische Polizei.
Dennoch hat die Times mit einer Unterschriftenaktion versucht, das Finale aus Rom in einen vermeintlich sichereren Ort verlegen zu lassen. Doch die Uefa spielte nicht mit. Auch dem Außenministerium in London schwante Übles. Offiziell forderte es die ManU-Fans auf, sich so weit wie möglich vom Campo de Fiori fernzuhalten, auch der Vorplatz der U-Bahnstation bei der Piazza del Popolo sei zu meiden, wie auch eine Brücke, die zum Olympiastadion führt.
Die italienischen Organisatoren fühlten sich ein wenig auf den Schlips getreten, weil das Außenministerium überdies vor Taschendieben, stehlenden Kindergangs, Autoräubern und davor warnte, auf der Autobahn Neapel-Salerno im Fall einer Panne Hilfe von Fremden anzunehmen. Seit dem Touristenansturm im Heiligen Jahr 2000 und einer Aufräumkampagne ist Rom zumindest im Zentrum eine weitgehend sichere Stadt und belegt im Großstadtvergleich vordere Plätze - auch wenn die Regierung Berlusconi das Gegenteil glauben machen will und seit einiger Zeit Soldaten patrouillieren lässt.
Roms Bürgermeister Gianni Alemanno, selbst der Regierungspartei angehörend, konterte gegen die Sicherheitsbedenken aus England: 2,8 Millionen Treffer würde man bei Google bekommen, wenn man die Suchworte "Messerstecherei" und "London" eingebe. Für Rom sei der Mittwoch "ein delikater Tag", gab Alemanno jetzt zu, der die Polizei vor Ort, unterstützt von jeweils einem Dutzend spanischer und englischer Kollegen, gewappnet sieht. 20.000 Barcelona-Fans und 30.000 aus Manchester werden erwartet, 10.000 Engländer sogar ohne Eintrittskarte. Von Dienstag bis Donnerstag darf im Zentrum und in Stadionnähe kein Alkohol ausgeschenkt werden. Mario aus London hat die Sicherheitskampagne im Internet so kommentiert: "Liebe englische Freunde, sucht keinen Ärger und es wird nichts passieren. Mit Ärger meine ich, lauft nicht besoffen in den Straßen herum und beschädigt keine Monumente!"
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