Ulrike Herrmann über den Rücktritt des griechischen Finanzministers: Tschüss, Varoufakis
Es ist nur konsequent, dass der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis zurückgetreten ist. Seine Rolle ist zu Ende –und er hat sie mit Bravour erfüllt. Er hat den Rambo gegeben, der die Gewissheiten der Eurozone aufsprengt.
Gianis Varoufakis hat polarisiert und auch polemisiert. In seinem letzten Interview nannte er die Troika „Terroristen“. Mit seiner verbalen Aggression reagierte er auf die strukturelle Gewalt der Gläubiger, die Griechenland permanent neue Sparprogramme verordnen, die das Land verarmen lassen. Varoufakis wollte zumindest sprachlich Waffengleichheit herstellen.
Die Rollenverteilung zwischen Minister Varoufakis und dem griechischen Premier Alexis Tsipras war klar: Die beiden führten das klassische Good-Cop-Bad-Cop-Theater auf. Auf den Eurogipfeln gab Tsipras den freundlichen Kumpel, während Varoufakis seine Expertise als Volkswirt zur Schau stellte. Dabei trat er als nerviger Besserwisser auf, was seinem Naturell durchaus entspricht.
Varoufakis wusste von Anfang an, dass dieser Kurs mit seiner Demission enden würde. Er war noch keine sechs Wochen an der Macht, da sagte er in einem Interview über sich und seinen Chef Tsipras: „Wir kleben noch nicht an unseren Stühlen.“ Auch ein Referendum brachte er schon damals ins Gespräch.
In Griechenland wurde seit Monaten spekuliert, dass der Finanzminister Gianis Varoufakis abtreten würde, sobald das zweite Hilfsprogramm ausläuft. Also Anfang Juli. Denn Varoufakis wird nicht mehr gebraucht. Verbale Attacken sind überflüssig und schädlich, wenn die maximale Eskalationsstufe sowieso erreicht ist.
Jetzt ist die Zeit der Verhandlungen gekommen. Die Eurozone muss nun entscheiden, ob sie den Griechen ein Angebot machen will, das sich dann auch Angebot nennen lässt. Dafür ist dann Alexis Tsipras der richtige Ansprechpartner, der nach dem Referendum sofort in die Rolle des umsichtigen Staatsmannes geschlüpft ist.
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