■ Das Portrait
: Ulrich Steger

Foto: Hoppe/Netzhaut

Ulrich „Uli“ Steger war der Yuppie im bodenständigen Kabinett des Holger Börner (SPD). Der Fan von Schalke04 kam 1985 aus dem Ruhrgebiet nach Hessen und war Börners Geheimwaffe zur Anbindung der eloquenten Mittelschichtler im prosperierenden Rhein-Main- Gebiet an die Partei mit dem Betonfacharbeiterflair. Sein Spezialauftrag: Als Wirtschaftsminister mit wissenschaftlichem Background die drei Buchstaben SPD in den Handelskammern des Landes und in den Chefetagen der Konzerne „heimisch“ machen.

Sein Geheimauftrag: Dem Kabinettskollegen Joschka Fischer von den ungeliebten Grünen mit dem unbequemen Umweltressort das Leben so schwer wie nur möglich zu machen. Beides ist „Uli“ perpekt gelungen. In nur vierzehn Monaten Amtszeit hatte Steger tausendmal die Klinken vor allem bei den Hanauer Nuklearbetrieben geputzt und den Vorständlern dort die Wünsche von den Augen abgelesen. Und nach nur vierzehn Monaten hatte er Fischer mit seinen Genehmigungen für die Atomwirtschaftler so auf die Palme gebracht, daß der seinem Chef Börner das Messer an die Kehle setzte. Der Rest ist bekannt: Börner feuerte Fischer, trat danach selbst zurück – und bei den Neuwahlen im April 1987 triumphierten Wallmann und die Christ- und Freidemokraten.

„Koalitionstotengräber“ nannten die Grünen danach den Sozialdemokraten Ulrich Steger. Und die Sozialdemokraten, die gerne noch Minister geblieben wären, wünschten ihm „die Pest an den Hals“. Sein Landtagsmandat legte der smarte Ex- Bundeswehrfighter und Wirtschafstwissenschaftler denn auch bald nieder.

Doch Männer wie er fallen immer nach oben: „Uli“ folgte einem Ruf der European Business School im weinseligen Rheingau – als Hochschullehrer ausgerechnet für Ökologie und Ökonomie. Danach ging's die Karriereleiter steil hinauf: VW-Chef Hahn holte sich Steger in den Vorstand. Der Ex-Atomminister“ (Grüne) wurde zuständig für den Konzernbereich Umweltschutz, denn die Arbeit am Öko-Image war für VW plötzlich zur Chefsache avanciert.

Danach hat die Welt kaum noch etwas von Steger gehört. Jetzt hat er beim neuen VW- Chef Piech um Entlassung gebeten. Er wird wieder die Karriereleiter hochfallen. Wetten, daß in Brüssel noch ein Millionen-Job frei ist? Klaus-Peter Klingelschmitt